Einen weiteren Bericht aus den Anfängen von WestönnenOnline. Berichte von unserer alten Seite und zwar jene aus der Kategorie „Westönner Geschichte“ bringen wir nochmal in einer zweiten Auflage. Friedrich Schleep schrieb im Jahre 2001:
Der Börn war für Westönnen nicht nur interessant, sondern auch lebenswichtig. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Wasserleitung zu jeder Zeit das benötigte Wasser liefert.
Die Frage stellt sich nicht mehr nach dem Wasser an sich, sondern nach seinem Preis, der für die Lieferung und die Entwässerung
zu zahlen ist.
Der Börn hat zwei besondere Merkmale, durch die er sich von allen anderen Westönner Quellen und Brunnen unterscheidet. Er versiegte noch nie, und er fror noch nie zu. Auch in den kältesten Wintern bildete sich nicht einmal eine Eiskante an den Rändern des Gewässers.
Der Teich liegt zwar etwas außerhalb im Norden des alten Kerndorfes und südlich der Bahnlinie, aber in Notzeiten konnte man ihn erreichen. Auf ihn war Verlass.
So berichtet Westhues in seinem Westönner Heimatbuch von 1966 auf der Seite 31: “ Der Sommer 1857 war heiß und trocken. Viele Wochen hatte es nicht geregnet. Menschen und Vieh litten unter der großen Hitze. Kein Brunnen, keine Quelle, weder der Wietborn noch der Opferteich gaben Wasser, nur der Börn (Born = Quelle) am Bruch versiegte nicht. Der damalige Vorsteher forderte die Leute durch Anschläge im Gemeindekasten und durch die Handglocke und die Stimme des Flurschützen täglich zur äußersten Sparsamkeit auf und bat, „kein Wasser zu verplempern!“ “
Etwas zur Handglocke und dem Flurschützen. Noch nach dem letzten Kriege war es üblich, dass der Flurschütz mit einer Handglocke durch das Dorf ging und an bestimmten Stellen stehen blieb. Da rief er dann: „Bekanntmachung“ und verlas den Text, den ihm der Bürgermeister aufgetragen hatte.
Zur Wasserknappheit eine eigene Beobachtung: Der Sommer 1947 war extrem heiß und trocken. Die Hitze wurde besonders hart empfunden, weil 1947 das einzige Jahr mit der sogenannten doppelten Sommerzeit war. Die Uhren wurden also nicht nur eine, sondern zwei Stunden vorgestellt. Wer auf die abendliche Abkühlung wartete, wartete vergebens. Man wollte Strom sparen, der damals immer wieder für Stunden abgeschaltet werden musste.
An einem Sonntag im Oktober dieses Jahres brach kurz nach Mittag ein Brand aus. Die Besitzung Post im Hellweg (heute Nr.22) brannte. Wohnhaus, Stallungen und Scheune standen in Flammen. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle. Auch die Werler Wehr rückte mit einer starken Pumpe an und musste zum Börn, um Wasser zu erreichen. Es waren etwa 1000 Meter Schläuche zu verlegen. Auf dem langen Wege ging viel von der anfänglichen Druckleistung verloren. Deshalb baute man vor der heutigen Postfiliale eine zweite Pumpe in die Leitung ein. Die Abstimmungen der Pumpenleistungen wollte aber nicht recht klappen.
Abhilfe wurde durch ein großes Fass erreicht. Eine Pumpe füllte das Fass, die zweite saugte das Wasser wieder an.
Kaum war dieses Problem gelöst, als der Pumpenmeister am Börn befürchtete, das Löschwasser würde nicht reichen. Er hatte schon mehrere Dorfteiche leer gepumpt. Ich versuchte ihn zu beruhigen, aber er glaubte mir nicht, brach einen Zweig von einem Strauch und steckte ihn in der Höhe des Wasserspiegels in den Boden. Irgendwann, nach Stunden, kam der Befehl „Wasser Halt!“ und siehe da, die Höhe des Wasserspiegels war unverändert.
Die starken Quellen sind in einem 600 qm großen Teich verteilt. In den sechziger Jahren wurde am alten Waschbörn ein Pegel installiert. Alfons Grae`, damals der erster Nachbar des Börn, bekam den Auftrag, die Pegelstände zu beobachten. Aber da gab es nicht viel zu beobachten. Der Wasserstand blieb gleich. Regenzeiten, trockene Tage, Sommer oder Winter waren am Pegel kaum abzulesen. Eines Tages war der Pegel verschwunden. Das Ablesen brachte wohl keine wesentlichen Erkenntnisse.
Wenn der Börn nicht zufriert, hängt das mit der Temperatur des Quellwassers zusammen.
Wasser von zehn Grad ist im Sommer kalt, aber bei Frostwetter warm. So können auch im Winter noch Wasserpflanzen leben, die wieder Tieren als Nahrung dienen. Wenn andere Teiche zugefroren sind, kommen Reiher und besonders Enten, die im Börn noch Nahrung finden.
Auch der bunt schillernde Eisvogel, der immer am Börn lebte, wäre verhungert, wenn der Teich zugefroren wäre. Es lebt immer nur ein Paar in einem Revier. Er brütet in Erdhöhlen und lebt von kleinem Getier aus dem Wasser.
Nachtrag: Das schwarzweiße Bild und die Angabe zur Größe des Teiches wurden einem Aufsatz entnommen, den Alfred Poggenpohl in den „Heimatblättern des Soester Anzeigers“, im Jahrbuch 1 auf der Seite 36 veröffentlichte. 1982 – 1984.
Westönnen Online vom 09.11.2001 – Text + Fotos: Friedrich Schleep
Autor: Friedrich Schleep