Ein Todesfall in Mawicke aus dem Jahre 1913 bewegt zurzeit auch die Gemüter der Redaktion von Westönnen Online. Anhand von Zeitungsberichten aus dieser Zeit sind wir in der Lage den Fall detailliert nachzuvollziehen. Aufgrund der Masse an Informationen haben wir uns entschieden die ganze Geschichte in mehreren Teilen neu „aufzurollen“. Die Zeitungsberichte wurden uns dankenswerterweise von Alfred Risse zur Verfügung gestellt, der schon seit einiger Zeit in den bekannten Zeitungsarchiven nach Berichten aus dem Kirchspiel sucht. Diese Geschichte ist dabei sicher eine ganz Besondere. Wir beginnen die Serie mit den Zeitungsberichten zur Tat. Oder war es doch nur ein Unfall?
Ereignet hat sich das Unglück am 12. Juli 1913 auf dem Hof Wellie in Mawicke (heute Feldmann). Der Soester Anzeiger berichtet dazu in seiner Ausgabe vom 16. Juli 1913:
„Am Samstag abend ist der Landwirt Wellie in Mawicke auf seinen Hofe mit einer Schußwunde schwer verletzt aufgefunden worden und bereits auf dem Transport ins Werler Krankenhause gestorben. Wie W. die Schußverletzung erhalten hat, darüber schweben noch die Ermittlungen. Ärztlicherseits soll festgestellt sein, daß ein Selbstmord ausgeschlossen ist.“
Angemerkt sei, dass beschriebener Landwirt Wellie mit Vornamen Theodor hieß. Dem heutigen Besitzer des Hofes, Willi Feldmann, ist aus Erzählungen bekannt, dass Theodor Wellie, bei „Koch auf der Höhe“ seinen Schussverletzungen erlegen sein soll. Der Soester Anzeiger berichtet weiter in seiner Ausgabe vom 18. Juli 1913, also zwei Tage nach der ersten Meldung zum Unglück:
„Die Ehefrau des am vorigen Sonnabend auf seinen Hofe angeschossenen und der Verletzung erlegenen Landwirts Wellie in Mawicke ist gestern auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft verhaftet worden.“
Theodor Wellies Ehefrau Therese, geb. Keggenhoff, kam in Untersuchungshaft nach Dortmund. Am 24. Oktober 1913 berichtet der Soester Anzeiger weiter:
„Mawicke, 24. Okt. Wie wir schon berichteten, wurde der Landwirt Wellie vor etwa 2 Monaten mit einer schweren Schußverletzung in seiner Wohnung aufgefunden. Auf dem Transporte zum Krankenhause in Werl verstarb er, ohne über den Täter Angaben gemacht zu haben. Die der Täterschaft verdächtige Ehefrau, die sich in Dortmund in Untersuchungshaft befindet, ist nunmehr wegen Körperverletzung mit Todesfolge unter Anklage gestellt worden. Die wiederholt eingereichten Anträge ihres Verteidigers auf Haftentlassung sind von dem Gerichte abgelehnt worden, weil die Frau der Tat dringend tatverdächtigt ist und wegen der Höhe der zu erwartenden Strafe Fluchtverdacht begründet erscheint. Nachträglich ist noch bekannt geworden, dass die als trefflicher Schütze bekannte Frau einen an ihrem Garten vorbeifahrenden Motorradfahrer beinahe erschossen hätte.“
Am 28. Dezember 1913 berichtet der Soester Anzeiger dann weiter….
„Mawicke, 28. Dez. Gegen Stellung einer hohen Kaution ist die ihrer Entbindung entgegenstehende Ehefrau Landwirt Wellie einstweilen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das gegen Sie eingeleitete gerichtliche Verfahren wegen Tötung ihres Ehemannes durch einen Gewehrschuß nimmt seinen Fortgang.“
Die schwangere Landwirtsfrau Therese Wellie kam somit erst mal wieder auf freien Fuß. Wie die Geschichte weiterging, davon berichtet der Anzeiger in weiteren Ausgaben. Über den Prozess, der im März 1914 seinen Anfang nahm liegen uns sehr detaillierte Informationen vor, die wir in den nächsten Tagen an dieser Stelle veröffentlichen werden. Es bleibt spannend. War es ein Unfall oder doch Mord?
Autor: Manfred Zeppenfeld / Alfred Risse / Dieter Holtheuer