Nachdem Westönnen Online bereits über den Wellie-Mord in Mawicke umfassend berichtet hat, ist nun ein weiterer Todesfall in den Fokus unserer Recherchen gerückt. Nachfolgend lassen wir den Fall „Asheuer gt. Steven“ aus dem Jahr 1922 anhand von uns vorliegenden Zeitungsberichten und weiteren uns zugetragenen Informationen nochmal Revue passieren. Die Zeitungsberichte entstammen alle der Recherche von Alfred Risse. Weitere Informationen haben wir von Walter Schlummer und Stadtarchivar Michael Jolk erhalten.
Die Tat oder das Unglück ereignete sich in der Nacht zum Samstag, dem 2. September 1922. Es passierte auf dem Grundstück Westraße / Luigs Weiden heute Müseler. Der Hergang ist den nachfolgenden Zeitungsberichten zu entnehmen.
Der Soester Anzeiger berichtet in seiner Ausgabe vom 5. September 1922:
…. Westönnen. In einer der letzten Nächte hörte der Bahnarbeiter Fr. an dem Gänsestalles eines Besitztums Geräusche. Er ging mit geladener Waffe an das Fenster und öffnete es. Auf seinem Anruf „Wer da!“ erfolgte auf dem Hofe ein Schuß, dessen Kugel oder Spuren noch nicht gefunden sind. Darauf schoß Fr. ebenfalls aus dem Fenster auf den Hof in das vollständige Dunkel hinein. Nach einiger Zeit ging man nach unten, um zu prüfen, was nun eigentlich sei und fand die Leiche des A.-St. mit durchschossenem Schädel. Der Schuß mußte den sofortigen Tod herbeigeführt haben……
Das Soester Kreisblatt berichtet am gleichen Tag:
…..Westönnen, 5. Sept. Zur Ermordung des Steven-A. erfahren wir von zuverlässiger Seite noch folgendes: St. hatte nach einer Landverpachtung, bei der er günstig gepachtet hatte, die Wirtschaft Schulte am Bahnhof aufgesucht. Von dort ging er 11:30 Uhr fort. Hinter dem Grundstück des Fr. hat er einen Kartoffelacker liegen, von dem ihm in letzter Zeit mancher Busch beräubert war. Wahrscheinlich ging er dorthin, um einmal nach dem Rechten zu sehen und verfehlte auf dem Rückwege den Weg und ging zu früh rechts ab in den Gartenweg des Fr. und kam so direkt auf den Gänsestall zu. In dem angeheiterten zustand wird er es nicht gleich bemerkt haben. Jedenfalls ist der Leumund des Toten so, daß niemand ihn des Diebstahls, auch nur der Absicht dazu, für fähig hält. Die Angelegenheit der zwei Schüsse ist noch ganz unaufgeklärt. – Fortgelaufen ist Br. der, auf dem Wege zur Arbeit auf den ersten Schuß hin sich aus dem Staube machte. Der Tod des St. ist herbeigeführt durch den Schuß, den Fr. von oben abgegeben hat. Ob nun fahrlässige Tötung oder nur ein Unglücksfall vorliegt, muß die gerichtliche Untersuchung und Verhandlung ergeben. – Den bedauernswerten Angehörigen wird um so mehr Teilnahme entgegengebracht, als der Tote sich der allgemeinen Achtung erfreute. – Die Beerdigung findet morgen früh 7 Uhr statt…..
Zwei Tage später, am 7. September 1922 reicht das Soester Kreisblatt dann noch einen Bericht nach:
….Westönnen, 7. Sept. In den Todesfall Steven-Aßheuer hat das Geständnis des Fritz neues Licht gebracht. Er hat allein geschossen und zwar drei Schuß. Den St.A. hat er mit dem ersten Schuß aus dem Revolver niedergestreckt, den zweiten hat er aus einem umgearbeiteten Militärgewehr abgegeben. Alsdann hat er das Haus zur Straße hin verlassen und in den Weg geschossen, auf dem Br. zur Arbeit ging. – Fr. gibt zur Entschuldigung an, er habe die Absicht einzubrechen bei St. angenommen….
Autor: Manfred Zeppenfeld / Alfred Risse / Dieter Holtheuer