Die Gräben an unseren Straßen, Wirtschafs- und Feldwegen sind häufig die letzten Lebensräume für viele Blütenpflanzen und Kräuter und somit auch wichtig für viele Insekten. Das kann sich jedoch schlagartig ändern, wenn bei sogenannten Pflegemaßnahmen alles abgeschnitten wird. Wie Mitte Juli geschehen.
Danach liegt jede Menge Grünschnitt in den Gräben (teilweise zu Klumpen zusammengeschoben) und modert vor sich hin, oder verstopft bei Wolkenbrüchen die Rohre der Feldzufahrten. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Gräben gemäht werden müssen, um z.B. ein Verbuschen zu verhindern. Nur die Zeiten sollten möglichst dem Vegetationszyklus in der Natur angepasst werden.
Die Fotos vom 19.07.2017 (wenige Tage vor dem Westönner Schützenfest) zeigen einmal den Graben An-Luigs-Weiden mit dem totalen Kahlschlag und den Graben am Werler-Weg mit einer Vielzahl von blühenden Pflanzen und vielen Insekten, wo dann letztendlich nach dem Schneiden der Bankette die Maßnahme abgebrochen wurde. Hier findet man Pflanzen wie: Blutweiderich, Wasserdost, Weg-Walve, Vogel-Wicke, Schafgarbe, Wilde-Möhre, Acker-Winde, Hirtentäschelkraut, Hederich, Wegrauke, Taubnesseln, viele Gräserarten und noch einiges mehr.
Bei Telefongesprächen mit dem zuständigen Abteilungsleiter des KBW (Kommunalbetrieb Werl) und dem Umweltbeauftragten der Stadt Werl, war das Verständnis für den Schutz dieser Rest-Naturbereiche groß. Die praktische Umsetzung scheint aber sehr schwierig zu sein. Die Stadt Werl hat demnach jährlich viele km Straßengräben zu bearbeiten. Das würde man nur schaffen, wenn auch im Sommer gemäht wird. Sinnvoll wäre es aber, mit diese Arbeiten jetzt im Herbst zu beginnen.
Auch hier waren die Verantwortlichen der Stadt Werl der gleichen Meinung. Das Problem ist die Umsetzung. Es müsste ein zweites Mähgerät angeschafft werden, oder die Mehrarbeiten an ein Lohnunternehmen vergeben werden, um alles im Herbst zu schaffen. Dafür hat die Stadt Werl aber kein Geld. Man will aber an einer zufriedenstellenden Lösung arbeiten. Um eine Überdüngung zu vermeiden, wäre es auch gut, den Grünschnitt aus den Gräben zu holen. Aber das wird wohl noch schwieriger.
Wir machen uns Gedanken über den Schutz der Urwälder und kriegen nicht einmal die vergleichsweise winzigen notwendigen Naturschutzmaßnahmen vor unserer eigenen Haustür in den Griff.