Hausschlachtung
Das kleine Bild, das unten angefügt ist, stammt aus dem Hause Nentwig. Leider ist niemand in der Lage zu sagen, wo und wann es entstanden ist. Der Schlachter ist auch nicht bekannt. Das Bild regte an, über unser Dorf nachzudenken. Was hat sich nicht alles verändert, und manchmal kommt es einem kaum zum Bewusstsein.
Westönnen war ja bis vor wenigen Jahren ein richtiges Bauerndorf. Und wer keinen Bauernhof besaß hatte doch meistens einen Garten, einen kleinen Acker und einen Stall, dass er sich ein paar Tiere halten konnte. Da, wo es einen Stall gab, gab es auch einen Mistfall, eine Grube oder einen Haufen mit Mist, der ja als Dünger wertvoll war. Und so gehörte auch zu fast jeder Familie die Hausschlachtung. Je nach den Möglichkeiten wurden ein, zwei oder auch drei Schweine gemästet und für den eigenen Bedarf geschlachtet, um an preiswerte Fleischwaren zu gelangen.
Familien, die nicht in der Lage waren, selber ein Schwein zu füttern und es sich finanziell leisten konnten, ein Schwein zu kaufen, verarbeiteten es bei sich zu Hause. Bei den Bestimmungen von heute wäre das gar nicht möglich. Es gab aber auch früher schon recht genaue Vorschriften, die bei der Schlachtung einzuhalten waren.
Da gab es z.B. den Trichinenbeschauer (Trichine = schmarotzender Fadenwurm). Der Beschauer musste das Schwein lebend sehen und untersuchte das Fleisch nach der Schlachtung. Die einzelnen Untersuchungen kann ich nicht aufzählen; er benutzte jedenfalls auch ein Mikroskop. Und die Untersuchung war offensichtlich auch nötig, wenn auch immer über die entstehenden Kosten geklagt wurde. Ich habe erlebt, dass ein Schwein Trichinen hatte und nach dem Kriege hatten auch manche Schweine TB (Tuberkulose). Das kam daher, weil an ein paar Tagen die Milch in der Molkerei nicht pasteurisiert (nicht erhitzt) werden konnte. Die Milch war nicht keimfrei und wurde so an die Tiere verfüttert.
Nach dem Schreiben dieser Zeilen fiel mir ein interessanter Artikel in die Hände, der am 08.04.2008 in der Westfalenpost erschien. Da wird berichtet, dass im Sauerland, in Mailar, 44 Rinder an TB erkrankt waren. Der gesamte Rinderbestand (169 Tiere) musste geschlachtet und verbrannt werden.
Menschen erkranken am ehesten, wenn sie nicht pasteurisierte Milch trinken. So meldete sich gleichzeitig ein Karl A., der 1945, (also nach dem Kriege) im Alter von sechs Jahren rohe Milch trank. Er erkrankte, überlebte nach mehreren Operationen und leidet noch heute an den Folgen der Erkrankung.
Autor: Friedrich Schleep