Aus Bewerbung zum Wettbewerb Verein des jahres 2008
Grundlage für das im zweijährigen Rhythmus stattfindende Westönner Kinder- und Jugendferienlager ist die seit bereits 1987 stattfindende Jugendarbeit des BdSJ(Bund der St. Sebastianus Schützenjugend ), einer Jugendabteilung unserer Schützenbruderschaft. Entstanden aus dem Anspruch im Kirchspiel Westönnen in Zusammenarbeit zwischen Schützenbruderschaft und Pfarrgemeinde eine kirchliche Kinder und Jugendarbeit neu aufblühen zu lassen. Zu den wöchentlichen Gruppenstunden treffen sich mittlerweile ca. 250 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in 12 Gruppen im Alter von 9 bis 15 Jahren aus Westönnen, Mawicke, Ober- und Niederbergstraße, um an einem abwechselungsreichen Programm teilzunehmen.
Ein Programm welches ausschließlich von ehrenamtlichen Gruppenleitern, in erster Linie Eltern der Teilnehmer, entwickelt und durchgeführt wird. Räumliche Möglichkeiten für die Gruppenarbeit bietet hierfür das Christophorusheim an der Kirche. Viele der Teilnehmer aus vergangenen Jahren sind heute bei uns als eigenständige Gruppenleiter aktiv und können das erlernte Gemeinschaftsbewusstsein an die Kinder weitergeben. Als Höhepunkt der Gruppenarbeit zählt aber nach wie vor das Kinder und Jugendferienlager, welches im laufe der Jahre für das Westönner Kirchspiel und somit für die Dorfgemeinschaft eine immer größere Bedeutung bekommen hat.
Deutlich wird das vor allem durch die ständig wachsenden Teilnehmerzahlen, die uns in den vergangenen Jahren vor so manche logistische Herausforderung gestellt haben. In diesem Sommer wird Bruchhausen an den Steinen bei Olsberg im Sauerland für 14 Tage wieder Heimat für 180 Kinder, Jugendliche und Erwachsene sein. Es ist das elfte Ferienlager, welches unter diesen Vorraussetzungen stattfindet und bereits das siebte in Bruchhausen an den Steinen. Unsere Jugendarbeit wie auch das Ferienlager stehen immer unter der Vorgabe“ Was wir tun, tun wir gemeinsam“. Gemeinsame Wanderungen, Lagerspiele, Ausflüge, Geländespiele, Lagerfeuer und abendliche Lagerrunden, die von den Kindern und Jugendlichen eigenständig vorbereitet werden bilden das Kernprogramm.
Religiöser Mittelpunkt der Lagergemeinschaft ist unser Lageraltar mit dem Lagerkreuz. Wir erleben die Erfahrung, dass Jesus immer unter uns ist. Die von den Gruppen vorbereiteten und gestalteten Eucharistiefeiern und Wortgottesdienste sollen dieses untermauern. Geschlafen wird auf Feldbetten in warmen Schlafsäcken. Schon seit zwei Ferienlagern reicht die räumliche Kapazität, um alle Teilnehmer unterzubringen in der Bruchhausener Schützenhalle, nicht mehr aus. Es wurde spontan gehandelt und seitdem stellt die Mawicker Schützenbruderschaft ihr Schützenfestzelt kostenlos inklusive Aufbau zur Verfügung und sorgt damit für die Bereitstellung weiterer Schlafplätze. Versorgt werden die Lagerteilnehmer durch unsere Küchenmuttis die aus der Elternschaft stammen. Engagierte Damen die die Herausforderung angenommen haben für bis zu 200 Personen zu kochen.
Das hat bis heute vorzüglich funktioniert und so mancher Teilnehmer wurde über einen geregelten Speiseplan versorgt den er von zuhause aus so vielleicht nicht kannte. Lebensmittel werden zu einem großen Teil durch heimische Landwirte als Spende bereitgestellt. Aber auch unser Westönner Nahversorger hat durch sein vorbildliches Engagement und seine vorzüglichen Verbindungen dafür gesorgt, die Kosten für Lebensmittel auf einem sehr geringen Niveau zu halten.

Logistische Hilfe erhalten wir auch durch Westönner Unternehmer, die ihre LKW kostenlos für An- und Abreise zum Transport der Materialien zur Verfügung stellen. Genauso wird der Transfer der Lagerteilnehmer bei An- und Abreise, wie auch zu den zwei Ausflügen während der Lagerzeit mit Busfahrern aus der Elternschaft für uns kostenlos abgewickelt.
An dieser Stelle könnte man noch viele weitere Zusammenhänge zum Ausdruck bringen welche das bürgerliche Engagement um das Ferienlager deutlich machen. Mittlerweile hat sich über die Jahre ein gut funktionierendes Netzwerk entwickelt, welches mit leichten Änderungen immer wieder neu abgespult werden kann. Um die Teilnehmerbeiträge gering halten zu können, findet einmal jährlich eine Autowaschaktion an der Westönner Schützenhalle statt. Unsere BdSJ-GruppenleiterInnen bieten dort ihre Arbeitskraft an, um die Autos der Westönner Dorfbevölkerung zu waschen. Außerdem hat im vergangenen Jahr der erste BdSJ-Sponsorenlauf stattgefunden. Die Erlöse beider Veranstaltungen fließen komplett in die Finanzierung des Ferienlagers.
Diese Maßnahmen haben bewirkt, dass wir für das bevorstehende Ferienlager die Teilnehmerbeiträge auf dem Stand von 2006 halten können.
Die Teilnehmerbeiträge sind, um die Möglichkeit zu schaffen mehrere Kinder aus einer Familie teilnehmen zu lassen, so gestaffelt das jeweils ein weiteres Kind einer Familie Ermäßigung erhält. Das vierte Kind einer Familie dürfte sogar ohne Teilnehmerbeitrag teilnehmen. Teilnehmerbeiträge2006/2008:Für das erste Kind 180 Euro, für das zweite Kind 135 Euro, für das dritte Kind 75 Euro. Damit sind für die zwei Wochen alle Kosten gedeckt inklusive zwei Ausflügen (z.B. Freizeitpark Fort Fun wie auch Karl May Festspiele) sowie einem Taschengeld von 10 Euro mit dem die Teilnehmer täglich im Lagershop(Preise z.B. Eis für 20 Cent oder Weingummitüte für 10 Cent) einkaufen können. Hier handelt es sich um symbolische Preise, die Kinder sollen spielerisch lernen, mit Ihrem „Haushaltsgeld“ zu wirtschaften. Zu unseren Ausflügen nehmen wir übrigens komplette Verpflegung mit, so muss niemand für „teures Geld“ in den Freizeitparks einkaufen.
Für Familien, die aufgrund ihrer finanziellen Situation ihrem Kind die Teilnahme nicht ermöglichen können, werden weitere Ermäßigungen in Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Einrichtungen, vorzugsweise der Caritas, angeboten. Immer mit dem Ziel, dass jeder an der Ferienfreizeit teilnehmen kann.
Für viele Familien ist aufgrund stagnierender Einkommen wie auch steigender Lebenshaltungskosten ein Familienurlaub nicht mehr finanzierbar.
In Zeiten angespannter öffentlicher Kassen, in der staatliche und kirchliche Einrichtungen gleichwertige Angebote nicht mehr halten können, tritt die Schützenbruderschaft Westönnen als Träger einer Ferienfreizeit ein und schafft die Plattform für ein bürgerliches Engagement zugunsten der Kinder und Jugendlichen unserer Dorfgemeinschaft. Kinder- und Jugenderziehung wird politisch topaktuell an allen Fronten offen diskutiert. Man denke nur an die von der Politik geforderten Jugendcamps oder an die Berichterstattung der Medien über die Kinderverwahrlosung in manchen Familien.
Wir versuchen in unserem Einzugsbereich durch einfache Maßnahmen christliche Werte zu vermitteln. Unsere Teilnehmer bekommen die Möglichkeit, Gemeinschaft zu erlernen und lernen auch sich in dieser einzuordnen. Sie bekommen zudem die Möglichkeit Aufgaben für die Gemeinschaft zu übernehmen die sie selbstverantwortlich ausführen dürfen.
Dieser erzieherische Effekt wird sich in der weiteren Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sicherlich positiv auswirken.
Nur Kinder, die Gemeinschaft erfahren haben, sind motiviert vielleicht später einmal diese neu entstehen zu lassen, aus der sich dann wiederum bürgerliches Engagement entwickeln lässt. Perspektivisch wollen wir das bis jetzt ereichte Angebot genauso wie die Teilnehmerbeiträge stabilisieren. Aber ganz besonders wollen wir an der Unterstützung sozial Benachteiligter arbeiten, damit wirklich jeder an der Maßnahme teilnehmen kann. Genauso werden wir bei unseren zukünftigen Planungen die aktuelle Diskussion um die Integrationsproblematik mit einbeziehen. So steht unsere Jugendarbeit selbstverständlich auch allen Nicht-Katholiken offen, das Angebot wird auch rege genutzt.
Die Schützenbruderschaft ist in Westönnen der älteste Verein. Unser Ziel ist es sicherlich, alte Traditionen im Sinne unserer Prinzipien „Glaube, Sitte, Heimat“ zu erhalten. Aber noch viel interessanter ist es doch, diese mit zeitgemäßen Inhalten zu füllen und damit auch als 384 Jahre alter Verein am modernen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Wir wollen Beispiel dafür sein, dass man mit dieser Struktur Grundlagen schaffen kann, in denen sich bürgerliches Engagement fortpflanzt.
Christoph Zeppenfeld (Brudermeister)