Das Kinder und Jugendferienlager ist seit über 35 Jahren eine wahre Erfolgsgeschichte für das Westönner Kirchspiel
Grundlage für das im zweijährigen Rhythmus stattfindende Westönner Kinder- und Jugendferienlager ist die seit bereits 1987 stattfindende Jugendarbeit des BdSJ (Bund der St. Sebastianus Schützenjugend), einer Jugendabteilung der Schützenbruderschaft St. Seb. Westönnen. Entstanden aus dem Anspruch im Kirchspiel Westönnen in Zusammenarbeit zwischen Schützenbruderschaft und Pfarrgemeinde eine kirchliche Kinder und Jugendarbeit neu aufblühen zu lassen. Zu den wöchentlichen Gruppenstunden treffen sich weiterhin fast 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in 12 Gruppen im Alter von 9 bis 15 Jahren aus Westönnen, Mawicke, Ober- und Niederbergstraße, um an einem abwechslungsreichen Programm teilzunehmen. Ein Programm welches ausschließlich von ehrenamtlichen Gruppenleitern, in erster Linie Eltern der Teilnehmer, entwickelt und durchgeführt wird. Räumliche Möglichkeiten für die Gruppenarbeit bietet hierfür das Christophorusheim an der Kirche. Viele der Teilnehmer aus vergangenen Jahren sind heute als eigenständige Gruppenleiter aktiv und können das erlernte Gemeinschaftsbewusstsein an die Kinder weitergeben.
Als Höhepunkt der Gruppenarbeit zählt aber nach wie vor das Kinder und Jugendferienlager, welches im Laufe der Jahre für das Westönner Kirchspiel und somit für die Dorfgemeinschaft eine immer größere Bedeutung bekommen hat und sich zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Deutlich wird das vor allem durch stabile Teilnehmerzahlen, welche die Veranstalter in den vergangenen Jahren vor so manche logistische Herausforderung gestellt haben.
Im Sommer 2025 wird Bruchhausen an den Steinen bei Olsberg im Sauerland für 14 Tage wieder Heimat für viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene sein. Es ist dann das neunzehnte Ferienlager, welches unter diesen Voraussetzungen stattfindet und bereits das dreizehnte in Bruchhausen an den Steinen. Die Jugendarbeit, wie auch das Ferienlager stehen immer unter der Vorgabe“ Was wir tun, tun wir gemeinsam“. Gemeinsame Wanderungen, Lagerspiele, Ausflüge, Geländespiele, Lagerfeuer und abendliche Lagerrunden, die von den Kindern und Jugendlichen eigenständig vorbereitet werden, bilden dabei das Kernprogramm.
Religiöser Mittelpunkt der Lagergemeinschaft ist der Lageraltar mit dem Lagerkreuz. Hier wird die Erfahrung erlebt, dass Jesus immer unter uns ist. Die von den Gruppen vorbereiteten und gestalteten Eucharistiefeiern und Wortgottesdienste sollen dieses untermauern. Geschlafen wird auf Feldbetten in warmen Schlafsäcken. Schon lange reicht die räumliche Kapazität, um alle Teilnehmer unterzubringen in der Bruchhausener Schützenhalle, nicht mehr aus. Es wurde spontan gehandelt und seitdem stellt die Mawicker Schützenbruderschaft ihr Schützenfestzelt kostenlos inklusive Aufbau zur Verfügung und sorgt damit für die Bereitstellung weiterer Schlafplätze. Versorgt werden die Lagerteilnehmer durch Küchenmuttis, die aus der Elternschaft stammen. Engagierte Damen, welche die Herausforderung angenommen haben für bis zu 200 Personen zu kochen. Das hat bis heute vorzüglich funktioniert und so mancher Teilnehmer wurde über einen geregelten Speiseplan versorgt, den er von zuhause aus so vielleicht nicht kannte. Lebensmittel werden zu einem großen Teil durch heimische Landwirte als Spende bereitgestellt. Aber auch unser Westönner Nahversorger hat durch sein vorbildliches Engagement und seine vorzüglichen Verbindungen dafür gesorgt, die Kosten für Lebensmittel auf einem sehr geringen Niveau zu halten. Logistische Hilfe erhält das Lager zudem durch Westönner Unternehmer, die ihre LKW kostenlos für An- und Abreise zum Transport der Materialien zur Verfügung stellen. Genauso wurde der Transfer der Lagerteilnehmer bei An- und Abreise, wie auch zu den Ausflügen während der Lagerzeit mit Busfahrern aus der Elternschaft kostenlos abgewickelt.
An dieser Stelle könnte man noch viele weitere Zusammenhänge zum Ausdruck bringen, welche das bürgerliche Engagement um das Ferienlager deutlich machen. Mittlerweile hat sich über die Jahre ein gut funktionierendes Netzwerk entwickelt, welches mit leichten Änderungen immer wieder neu abgespult werden kann. Um die Teilnehmerbeiträge gering halten zu können, haben in der Vergangenheit Autowaschaktionen und Sponsorenläufe an der Schützenhalle stattgefunden. Die Erlöse solcher Veranstaltungen fließen komplett in die Finanzierung des Ferienlagers.
Die Teilnehmerbeiträge sind, um die Möglichkeit zu schaffen mehrere Kinder aus einer Familie teilnehmen zu lassen, so gestaffelt das jeweils ein weiteres Kind einer Familie Ermäßigung erhält. Das vierte Kind einer Familie dürfte sogar ohne Teilnehmerbeitrag teilnehmen. Die Teilnehmerbeiträge im Jahr 2025 staffeln sich folgendermaßen: Für das erste Kind 220 Euro, das zweite Kind 160 Euro, das dritte Kind 100 Euro. Damit sind für die zwei Wochen alle Kosten gedeckt, inklusive Ausflüge (z.B. Freizeitpark Fort Fun wie auch Karl May Festspiele) sowie einem Taschengeld von 10 Euro mit dem die Teilnehmer täglich im Lagershop (Preise z.B. Eis für 20 Cent oder Weingummitüte für 10 Cent) einkaufen können. Hier handelt es sich um symbolische Preise. Die Teilnehmer sollen spielerisch lernen, mit Ihrem „Haushaltsgeld“ zu wirtschaften. Zu den Ausflügen nehmen die Organisatoren die komplette Verpflegung mit. So muss niemand für „teures Geld“ an den Ausflugszielen einkaufen.
Für Familien, die aufgrund ihrer finanziellen Situation ihrem Kind die Teilnahme nicht ermöglichen können, werden weitere Ermäßigungen in Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Einrichtungen, vorzugsweise der Caritas, angeboten. Immer mit dem Ziel, dass jeder an der Ferienfreizeit teilnehmen kann. Für viele Familien ist aufgrund stagnierender Einkommen wie auch steigender Lebenshaltungskosten ein Familienurlaub nicht mehr finanzierbar. In Zeiten angespannter öffentlicher Kassen, in der staatliche und kirchliche Einrichtungen gleichwertige Angebote nicht mehr halten können, tritt der BdSJ Westönnen als Träger einer Ferienfreizeit ein und schafft die Plattform für ein bürgerliches Engagement zugunsten der Kinder und Jugendlichen des Kirchspiels. Kinder- und Jugenderziehung wird nach wie vor politisch topaktuell an allen Fronten offen diskutiert. Man denke nur an die Berichterstattung der Medien über die Kinderverwahrlosung in manchen Familien.
Der BdSJ als Veranstalter versucht in seinem Einzugsbereich durch einfache Maßnahmen christliche Werte zu vermitteln. Alle Teilnehmer bekommen die Möglichkeit, Gemeinschaft zu erlernen und lernen auch sich in dieser einzuordnen. Sie bekommen zudem die Möglichkeit Aufgaben für die Gemeinschaft zu übernehmen, die sie selbstverantwortlich ausführen dürfen. Dieser erzieherische Effekt wird sich in der weiteren Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sicherlich positiv auswirken. Nur Kinder, die Gemeinschaft erfahren haben, sind motiviert vielleicht später einmal diese neu entstehen zu lassen, aus der sich dann wiederum bürgerliches Engagement entwickeln lässt. Perspektivisch soll das bis jetzt erreichte Angebot genauso wie die Teilnehmerbeiträge stabilisiert werden. Aber ganz besonders soll an der Unterstützung sozial Benachteiligter gearbeitet werden, damit wirklich jeder an der Maßnahme teilnehmen kann. Genauso wird die aktuelle Diskussion um die Integrationsproblematik mit einbezogen. So steht die Jugendarbeit selbstverständlich auch für Teilnehmer anderer religiöser Herkunft offen, welches auch angenommen wird.
Die Schützenbruderschaft ist in Westönnen der älteste Verein. Deutliches Ziel ist es, alte Traditionen im Sinne der Prinzipien „Glaube, Sitte, Heimat“ zu erhalten. Aber noch viel wichtiger ist es, diese mit zeitgemäßen Inhalten zu füllen und damit auch als 400 Jahre alter Verein am modernen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Jugendarbeit der Bruderschaft und das Ferienlager sind Beispiel dafür, dass man mit dieser Struktur Grundlagen schaffen kann, in denen sich bürgerliches Engagement fortpflanzt.
Christoph Zeppenfeld