Grünsandstein
Gedanken – Beobachtungen

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In den letzten Jahren wurde dem Grünsandstein (dem grünen Stein) wieder mehr Beachtung geschenkt. Und das zu recht. Wenn auch die Steinbrüche in unserem Dorfe verschwunden sind, so wird der Charakter des Ortes nach wie vor von dem grünen Stein mitbestimmt.

Wollte man alle Fragen richtig beantworten (Entstehung, Lagerstätten, Steinbrüche, Haltbarkeit), gebrauchte man wohl viel Zeit und viel Wissen. Man müsste Geologe und Chemiker sein.

Dennoch soll versucht werden, etwas über den Stein zu sagen. Grünsandstein kommt nur am Fuße des Haarstranges vor. - Schon der Stein, der in Ruhne verbaut wurde, hat eine andere Zusammensetzung und eine andere Farbe. – Unser Stein war schon immer wegen seiner leuchtenden Farbe beliebt. Leider ist er nur bedingt wetterfest. Er verwittert leicht, und die zerfallenen Reste ergeben einen fruchtbaren Boden.

Die Haltbarkeit der Steine ist sehr unterschiedlich. Nach Osten wird er härter. In der Tiefe nimmt die Härte auch zu. Aber sogar in ein und demselben Bruch haben die Steine eine andere Farbe und Qualität.

Es ist auch nicht gleich, wie der Stein gebrochen, und wie er verarbeitet wird. Der Stein sollte, wenn es möglich ist, so verbaut werden, wie er im Boden lag. Vor Jahren konnte ich im Weserbergland beobachten, das die Arbeiter in einem Bruch die Steine wieder aufschichteten und ihnen Nummern gaben.

Man spricht von Soester, Anröchter und Rüthener Steinen. Unser Sandstein muss dem Soester Sandstein zugerechnet werden.

Entstanden sind sie alle in der Kreidezeit vor Millionen von Jahren, als unsere Heimat von einem Meere bedeckt war. Der Sandstein besteht zu einem großen Teil aus Kalk, der leicht verwittert. Die grüne Färbung bekam er vom Glaukonit, einem wasserhaltigen Silikat aus Eisenoxyden.

Die Gebrüder Winkelmann aus Günne, die beide als Bildhauer auch Sandstein verarbeiten, versuchten bei einer Führung zu erklären, dass der dunkele Stein haltbarer sei. Das ist für einen Laien schwer verständlich, aber eines ist auch für ihn nachzuvollziehen, Wenn die Oberfläche des Steines verwittert und abbröckelt, kommt eine neue Schicht zum Vorschein, und die leuchtet in frischem Grün.

In Westönnen kann man an den Schulgebäuden den Stein besonders gut beobachten. Da ist einmal das alte Schulgebäude von 1904.

  

Der Stein ist auffällig dunkel. Aus welchem Steinbruch er stammt, ist nicht bekannt. Der Stein muss besonders gut sein; er ist in 100 Jahren kaum verwittert. Es ist nicht bekannt, dass das Gebäude überholt werden musste. Sogar der Schutzpatron, der Wind und Wetter trotzen muss, scheint seinen Platz zu behaupten. Ich denke allerdings, dass die Figur aus härterem Material gefertigt wurde. Offensichtlich haben die Bauleute auch gute Arbeit geleistet und die Steine fachmännisch verbaut. Beachtenswert sind die Rillen, die mit einem Rundmeißel als Verzierung in die Steine geschlagen wurden. Eine saubere, aber mühsame Arbeit. Auch die Rillen sind noch kaum verwittert.


Das Lehrerwohnhaus von 1929

Das Lehrerwohnhaus von 1929 (die heutige Kita) und der Schulanbau von 1937 sind stattliche Bauten. Die Steine kommen offensichtlich aus Sassen Steinbruch, da in den anderen Brüchen zu der Zeit nicht mehr gearbeitet wurde. Auffällig ist nun, dass die Steine an den jüngeren Gebäuden wesentlich heller und leuchtender sind.

Friedrich Schleep