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"Wieder ist ein Jahr
vergangen,
und was haben wir damit angefangen.
Die Zeit, die geht so schnell vorbei,
man versinkt im Trott, im Einerlei.
Nichts regiert so sehr die Welt,
wie Mommon, Mäuse, Moos oder Geld.
Wo ist die Herzlichkeit geblieben,
wo ist die Wärme, die wir lieben.
Die Welt da draußen ist sehr kalt,
voll von Terror, Hass und Gewalt.
Denkt daran:
Katzen haben sieben Leben,
uns ist aber nur ein's gegeben."
von: unbekannt |
"Keine
Zeit" oder "Das schaff ich zeitlich nicht"
waren wohl die häufigsten Sätze, die man in den letzten
Wochen von den Onlinern hören konnte. Egal, wen man auch anrief
oder traf. Am ersten Adventssonntag fiel den beiden Vorsitzenden
von Westönnen online sogar auf, dass man noch nicht einmal
einen Adventskranz besorgt hatte. Vergessen im Trubel der Zeit.
Beruf, Internet-Berichte, Arzttermine, Behördengänge,
Einkäufe, Vorbereitungen und was weiß ich hatten ihren Tribut
gefordert. |
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Einige Tage später hörte ich auf der Werler Fußgängerzone folgendes
Gespräch zwischen einem Vater und seiner Tochter (ist wirklich so
gewesen!) :
Der Vater fragte seine Tochter: "Was wünscht Du Dir zu
Weihnachten?" Die kleine Tochter, vielleicht sieben oder acht Jahre
alt, sagte: "Nichts". Der Vater war erstaunt: "Wie,
Nichts???" "Nein, gar nichts" antwortete das kleine
Mädchen und fügte hinzu: "Lass uns da lieber Lotto spielen!"
Sie zeigte auf Asheuers Lottoannahmestelle. "Ach
so", sagte der Vater, "Du willst Dir mit dem Geld dann selber
ein Pferd kaufen, oder etwa eine neue Barbie-Puppe? Aber Mama und ich
bekommen doch dann auch etwas von dem Geld ab? "
"Nein", meinte das Mädchen. "Ich kauf mir dann bei Dir
und Mama Zeit. Ihr bekommt das Geld nur, wenn ihr mir dafür Zeit
gebt". Der erschrockene Vater nahm seine kleine Tochter in
den Arm, lange standen sie dort, bis sie dann Hand in Hand
weitergingen...
Heftig,
was? Sind das nicht die Probleme unserer Zeit, die Terminkalender und Notizbücher,
in die wir eintragen, was alles zu
erledigen ist?
Was angeblich sooo wichtig ist und was auf keinen
Fall versäumt werden darf? Wohl kaum eine Zeit im Jahr ist so mit Terminen gefüllt wie die
Adventszeit. Mit Aktionen, Basaren, Kirchenkonzerten, Advents- und Nikolausfeiern, Einkäufen
und Vorbereitungen. Hätten wir nicht mal in den
vergangenen Wochen Termine streichen sollen, damit Zeit
geblieben wäre? Bewusste Augenblicke der Stille und Besinnung,
Haltepausen im Getriebe? Zeit kann man nicht kaufen, aber man kann
sie schenken... |

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Das berühmte
Theaterstück "Die Stunde,
da wir nichts voneinander wussten" von Peter Handke vermittelt
unser rast- und ruheloses Leben. In dem Stück wird kein
einziges Wort gesprochen. Die Idee kam Handke auch in einer
Fußgängerzone, in einer italienischen Stadt. Es
laufen Menschen über die Bühne, der eine von rechts nach links, der andere
von links nach rechts, kreuz und quer. Männer mit Aktentaschen, Frauen mit
Einkaufswagen; jedenfalls Menschen, die
aneinander vorbeilaufen, ohne sich zu begegnen. |
Einmal scheinen
sich zwei zu kennen, gehen aufeinander zu, reichen sich die Hand
und ziehen im letzten Moment die schon ausgestreckten Hände wieder zurück: Es war ein Irrtum, sie kennen sich
nicht. Ein
kurzer nachdenklicher Blick zurück, und
beide verschwinden in verschiedenen Richtungen. Und plötzlich, mitten in dieser pausenlosen Hektik, dieser Beziehungslosigkeit, tauchen
zwei Liebende auf. Sie
sind ganz ineinander versunken, nehmen die Hektik ihrer Stadt nicht wahr. Sie sind einfach beieinander, umarmen
sich lange, nehmen sich an die Hand. Wie der Vater und seine Tochter in
der Fußgängerzone in Werl. Die Zeit scheint still zu stehen.
Handkes Theaterstück handelt von vielen Menschen, die aneinander vorbeilaufen
, aber auch von Menschen, die in die so hektische Welt ein wenig Ruhe bringen,
ein wenig Liebe, ein wenig Frieden. Davon, und dass wir mehr Zeit für
die wirklich wichtigen Dinge im Leben übrig behalten (und auch den
Computer ruhig mal auslassen ;-) ), wünsche ich uns allen
-zumindest etwas- mehr zum Fest der Liebe und auch im neuen Jahr! |