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Sassen Steinbruch
Sassen Kuhle
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Wie schon berichtet wurde, war
Sassen Steinbruch der jüngste Bruch und mit vier Morgen im
Endausbau der größte. |
Heute: Sassen Steinbruch
zugewachsen und durch 3 Morgen Wiese erweitert.
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Der Anfang war bescheiden. Wilhelm Sasse, der 1892 aus
Bilme nach Westönnen kam, und auf Vogelsangs Hof einheiratete, legte
zuerst einmal eine Grandkuhle an. Grand wurde damals zum Bauen benutzt.
Sand gab es bei uns nicht.
Wer kennt noch Grand?
Es war die Schicht, die über den Steinen lag. Der Brockhaus von 1938
sagt: "Grand, niederdeutsch für groben Kiessand".
Aber schon bald kam der Abbau des Grünsandsteins gut voran. Die meisten
Häuser unseres Dorfes, die aus dem Sandstein errichtet wurden, entstanden
zwischen den beiden Weltkriegen.
Hochbetrieb in Sassen Steinbruch gab es, als die Möhnetalsperre erbaut
wurde. Der Stein war für die Mauer nicht hart genug. Wo er verbraucht
wurde, ist unbekannt. Als in Werl der Flughafen entstand, war der Stein
auch sehr gefragt.
Der Steinbruch wurde zum Industrieunternehmen. Gleise einer Feldbahn wurden
verlegt. Es gab sogar eine Brücke von der Ostseite des Bruches zur
Seite an der Straße. Über die Brücke wurde vor allem mit
eisernen Loren der Abraum (Erde und minderwertige Steine) auf die andere
Seite des Bruches geschafft. Dort entstand nach und nach ein neuer Acker.
Ende der 30er Jahre wurde der Betrieb ruhiger, und mit dem Beginn des
Krieges kam er zum Erliegen. Nach dem Kriege griff man noch einmal auf
den Stein zurück. Das elterliche Haus wurde mit Steinen aus dem Bruch
repariert und aufgestockt. Die Scheune bei Thiergarten und der Hof Düser
in der Bahnhofstraße waren die letzten Bauten, die mit Sassen Steinen
errichtet wurden. Die Grundmauer bei Thiergarten zur Oststraße hin
ist aus Grauwacke, die beim Wiederaufbau der Möhnetalsperre übriggeblieben
war. Die Steine für eine Packlage für die Straße "In
der Olpke" wurden noch aus dem Bruch herausgesprengt.
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Nach dem Kriege: Thiergarten Scheune und Stall.
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Nach dem Kriege: Bauer Düser Bahnhofstraße.
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Vergleiche
die Bilder oben.
Man beachte die kunstvoll behauenen Steine im Sturz über der
Haustür. |
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Für die Westönner Bürger hatte der Steinbruch
eine besondere Bedeutung. Da konnte man kostenlos alles abkippen, was
nicht mehr gebraucht wurde. Es war erlaubt, und Umweltbedenken gab es
noch nicht. Der Besitzer, Heinrich Sasse, wurde nur ärgerlich, wenn
der Müll nicht ordentlich abgekippt wurde oder sogar auf dem neuen
Acker landete.
Er versuchte mit der Gemeinde Westönnen eine Regelung zu erreichen.
Die Gemeinde sollte für Ordnung sorgen. Er bot Westönnen auch
den ganzen Bruch an für die Zeit bis zur Verfüllung. Für
diese Zeit sollte die Gemeinde ihm anderes Land zur Verfügung stellen.
Man wurde sich nicht einig, und die Westönner wussten nicht mehr,
wohin sie mit ihrem Müll sollten. Hinter dem Sportplatz wurde eine
provisorische Müllkippe geschaffen. Da konnte man nur schlecht abkippen,
und der Platz war bald voll (heute Tennisplätze). Dann erwarb man
ein Schachtloch der Eisenbahn an den Schienen nach Mawicke. Dort hatte
man Erde ausgehoben, um den Bahndamm errichten zu können. Die Kippe
taugte auch nicht. Heute wächst da das "Müller Wäldchen".
Gut, dass bald darauf Westönnen an eine geregelte Müllentsorgung
angeschlossen wurde.
Und Sassen Kuhle?
Sie wurde an den Städtereiniger Edelhoff aus Iserlohn verpachtet
und später verkauft. Edelhoff lieferte zuerst auch Müll an.
Das machte kaum Sorgen. Dann wurden Industieschlämme angefahren.
Das wurde bedenklich. Das Umweltbewusstsein wurde geschärft. Edelhoff
kleidete den ganzen Bruch zur Sicherheit mit einer Lehmschürze aus.
Um mehr Schlämme abkippen zu können (das Gelände steigt
ja stark an), wurde der Bruch durch drei Dämme von Ost nach West
in vier Polder eingeteilt. Der letzte Polder wurde nie benutzt. Vier Kontrollschächte
wurden erbohrt, um das Grundwasser kontrollieren zu können. Das war
besonders wichtig, weil Westönnen damals noch nicht an eine Wasserleitung
angeschlossen war. Man war auf sein Brunnenwasser angewiesen. Das Grundwasser
war aber nie mit Schadstoffen belastet.
Edelhoff musste irgendwann das Abkippen einstellen und bekam auch noch
die Auflage, die Polder abzudecken.
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1964 die Grundfläche
des ersten Polders ist mit Klärschlamm bedeckt.
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Als dann die Naturschützer
beobachten konnten, wie schnell die Natur (Flora und Fauna)
den "vergifteten" Steinbruch zurückeroberten, war von einem
Abdecken keine Rede mehr. Völlig ungestört können sich da
heute Pflanzen und Tiere ansiedeln. Das ganze Areal ist fest eingezäunt.
Bei der Flurbereinigung 1988 bis 1994 wurden dem Bruch noch drei Morgen
Land zugeschlagen. Dieses Land soll aber nicht verwildern. Deshalb wird
es einmal im Jahre gemäht. Sträucher und Bäume können
so nicht groß werden und die anliegenden Äcker in ihrem Wert
mindern. |
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Ein Nachtrag:
Am Ende des Krieges spielte der Steinbruch eine traurige
Rolle. Am 7.4.1945 kamen
Amerikaner von Mawicke aus, um das Dorf einzunehmen. Es war mit ihnen abgemacht
worden, dass kein Widerstand erfolgen würde. Vom Kirchturm wehte eine
weiße Fahne.
Als ein amerikanischer Jeep über die Felder fuhr, und sich dem Bruch
näherte, eröffneten zwei oder drei deutsche Soldaten mit einem
Maschinengewehr das Feuer. Dieses Feuer beantworteten die Amerikaner mit
ihren Panzerkanonen. Es gab vier Tote und etliche Verletzte im Dorf. Ein
Mädchen verlor ein Bein. Viele Gebäude wurden beschädigt,
zwei Häuser brannten ab. |