Steinbrüche
in Westönnen

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Über Jahrhunderte wurde in Westönnen, wie auch in anderen Orten, in erster Linie mit Holz und Lehm gebaut. Für die Bedachung musste man Stroh benutzen, da es bei uns keine größeren Mengen an Schilf gab.

Aber Bruchstein wurde auch schon immer benutzt, etwa für den Bau von Burghäusern und Kirchen. Auch Fundamente, Mauern und Futtertröge wurden aus Bruchsteinen erstellt.
Wenn man Bruchsteine verarbeitete, musste es auch Steinbrüche geben. Wo waren sie?

Heinrich Westhues berichtet in seinem Heimatbuch über den Bau der heutigen Kirche auf der Seite 41:
" Die Steine dazu wurden aus dem früheren Vogelsang'schen Steinbruch, dem jetzigen Platz an der Vogelstange geholt." Die Vogelstange westlich des Heideweges hat ja noch lange ihren Dienst getan. Der Schieß - und Festplatz lag in einer vertieften Wiese unter alten Linden. Wer es nicht wusste, konnte aus der Vertiefung kaum darauf schließen, dass darunter einmal Sandstein gebrochen wurde.

Die Mitglieder der Familie Vogelsang waren die direkten Vorfahren der heutigen Familie Sasse.
Ein Angehöriger der Familie Vogelsang wurde von einer einstürzenden Steinwand erschlagen, als man die Steine für die Kirche brach. Angefüllt wurde der Steinbruch 1898, als die Kleinbahn entlang der heutigen B1 gebaut wurde. Der Wirtschaft Stewen gegenüber legte man eine Verladestraße an. Heute ist da ein Parkplatz an der Bundesstraße. Erdreich und Steine fielen dort an. Man kippte das Material in den alten Steinbruch.


1964 ein Blick in Sassen Steinbruch
Außer diesem Steinbruch gab es in Westönnen noch sechs weitere Brüche, die alle 200 oder 300 Meter südlich der Bundesstraße lagen. Beginnen wir im Osten. Wenn man von der Schützenstraße aus die B1 überquert, kommt man auf einen Weg, über den man nach Ruhne gelangen kann. Er führt dann durch die Äcker "Auf der Hohfuhr". Der Name deutet darauf hin, dass da die höchsten Furchen in der Westönner Feldflur gepflügt werden.

Heute: Sassen Steinbruch von Norden, bewachsen.

Heute: Steinbrüche Müller und Stewen verfüllt.

Fast am Beginn des Weges lagen drei Steinbrüche. Östlich des Weges war der Steinbruch Sasse (Sassen Kuhle). Es war der jüngste und der größte Bruch (vier Morgen). Man kann ihn heute noch erkennen. Das ganze Areal ist eingezäunt.
Genau auf der anderen Straßenseite waren zwei Brüche. Im Norden, der erste, gehörte der Familie Stewen.
Der Bruch des Bauern Müller schloss sich nach Süden hin ohne Grenze an. Er endete in einer Spitze, wo der Weg, der vom Heideweg abzeigt, in den Weg nach Ruhne mündet.
Den Hof Müller gibt es nicht mehr. Es soll mal der größte Hof im Dorf gewesen sein. Die stattlichen Gebäude, die zwischen der Mummelstraße und der Weststraße liegen, sind aber noch gut erhalten. Heute baut da die dänische Firma Play & Form Spielgeräte aus Holz.

Der nächste Bruch lag der "Hohle Straße" gegenüber. Er gehörte zum Hofe Kerkhoff. Die Hohle Straße ist auch heute noch ein Hohlweg. Früher war er tiefer. Auf der südlicher Seite der B1 führte der Hohlweg, von dem heute noch ein Rest erhalten ist, zum Steinbruch. Man konnte durch ihn in den Bruch gelangen, aber durch ihn waren auch die Felder südlich des Bruches zu erreichen. Das ist heute nicht mehr möglich. Der Hohlweg war unter dem Namen Minneweg bekannt. Im Steinbruch selber war am Wegesrand ein schlichtes aber mächtiges Kreuz aus Grünsandstein errichtet. Ein Lehrer berichtete, man hätte es aufgestellt, als ein Arbeiter bei der schweren und gefährlichen Arbeit zu Tode gekommen sei.


Heute: Der Rest von Kerkhoffs Steinbruch.

Heute: Der Hof Rinsche auf den Brüchen am Westdahler Weg.

Die beiden letzten Steinbrüche waren über den Westdahler Weg zu errechen; sie lagen östlich von ihm. Der erste gehörte auch zum Hofe Kerkhoff. Sie lagen unmittelbar hintereinander und waren nur durch eine etwa vier Meter breite Steinwand getrennt. Man hatte auf der Grenze einfach den Stein nicht gebrochen. So entstand eine natürliche Trennlinie. Der letzte Steinbruch hatte der Familie Hesse - Kaune gehört, ging aber durch Verkauf an den Hof Kerkhoff über. Kerkhoff besaß also drei Steinbrüche.
Wie gelangte man in die Brüche? Neben dem Westdahler Weg führte ein Weg langsam in die Tiefe des ersten Bruches. Der Bruch von Hesse Kaune war über einen Weg zu erreichen, der da begann, wo heute die Scheune des Bauern Werner Rinsche steht. Diese Scheune konnte der Bauer Kerkhoff trotz des Krieges 1941 erbauen, nachdem ihm zuvor eine Scheune auf dem Hofe abgebrannt war.

Und wo sind die Brüche geblieben? Als die Autobahn A44 gebaut wurde, waren die Bauleute froh, dass sie in der Nähe Erdreich und Steine abkippen konnten. Die Besitzer der Brüche machten ein gutes Geschäft. Die Lastwagen wurden durch Chips gezählt, und jeder Chip erbrachte gutes Geld.
Sassen Steinbruch konnte nicht verfüllt werden, da er als Müllkippe diente. Im Süden, wo noch keine Steine gebrochen worden waren, türmte man dennoch einen hohen Wall Erde auf. Kerkhoff ließ zwei Brüche ganz anfüllen und den dritten zum größten Teil. Einen Teil ließ er offen, um für seinen Hof und seine Sauerkrautfabrik eine nahe Müllkippe zu haben.
Die angefüllten Steinbrüche wurden mit besserem Boden abgedeckt und landwirtschaftlich genutzt.
Einzelheiten zu den Steinbrüchen sollen in weiteren Artikeln berichtet werden..

Friedrich Schleep