Abschlußbericht mit kritischer Würdigung Westönnens

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Der Abschlußbericht des Wettbewerbes "Unser Dorf soll schöner werden" liegt nunmehr vor. Auf drei Din A4 Seiten wird Westönnen kritisch gewürdigt. 

Folgendes hat die Kommission kritisch angemerkt:

--Kritisch anzumerken ist der nicht deutlich herausgearbeitete Agenda-Prozess. Es wurde für die Kommission ein Gesamtkonzept für die zukünftige Weiterentwicklung Westönnens in den nächsten 5 bis 10 Jahren nicht ersichtlich. Auch wäre es ratsam, alle zukünftigen Planungen und deren Durchführung in einem „Vereinsring“ als zuständigen Träger zu bündeln, der die Aktivitäten der Ortsvereine koordiniert.

--Wenn Westönnen nicht zum „Schlafort“ werden will, sind entsprechende Initiativen zu entwickeln, und zwar ausgehend von der Bevölkerung (Agenda-Prozess, Dorfmarketing etc.). 

--Kritische Anmerkung: Bei der gegebenen Vielzahl der von handwerklichen und gewerblichen Einrichtungen wäre die Vorstellung eines Betriebes wünschenswert gewesen (beispielgebend).  So wäre auch die Funktion eines Hofladens für die Kommission interessant gewesen. 

--Aufgrund des großen Zusammenhaltes der Dorfbevölkerung sollte es möglich sein, einen Diskussionsprozess anzustoßen, mit dem Ziel, einer dorfgerechten und landschaftstypischen  Gestaltung der bestehenden, alten (und nicht immer fachgerecht durchgeführten Sanierung) Gebäude und ihrem unmittelbaren Umfeld. Eine Aufgabe für die Zukunft,  die in geeigneter Form an die Bewohner herangetragen und besprochen werden sollte. 

--Fassadeneingrünungen sind vorhanden, wenngleich im alten Dorfbereich noch Nachholbedarf gegeben ist. Nach wie vor sind Entsiegelungsmaßnahmen im öffentlichen wie privaten Bereich angesagt. Auch sollten entsiegelte Flächen nicht nur durch sogenanntes „Öko-Pflaster“ ersetzt sondern ab und an durch Schotterrasen offen gestaltet werden.
Die Begrünung des Parkplatzes am Sportplatz mit Hochstämmen ist nicht ausreichend; hier sollte das Maß für die Anpflanzung: ein Hochstamm pro vier Stellflächen eingehalten werden. Insgesamt kann bei der Durchgrünung des Ortskerns bis hin zu den Außenbereichen noch einiges verbessert werden; auch ist im Zusammenwirken mit den jeweiligen Eigentümern die Gestaltung der Ziergärten unter ökologischen Gesichtspunkten zu erörtern. Schön wäre die Anlage von Bauerngärten im Kindergarten- und Schulbereich. In der Walbkestraße sind die ungegliederten Wandflächen der Wirtschaftsgebäude zu begrünen (Selbstklimmer, aber auch Kletterhortensie und vereinzelte Rosenstöcke). 

--Die Einbettung des Dorfes in die Landschaft von Osten und Westen gesehen (aus Sicht der Bundesstraße B1) sollte noch intensiviert werden. 

Der gesamte Bericht ist nachfolgend abgedruckt, steht aber auch zum Download bereit.


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Werl-Westönnen                                                                                                       2630 Einwohner

 

3  Teilnahmen am Kreiswettbewerb seit 1994
1  Teilnahme am Landeswettbewerb 1997

Konzeption und deren Umsetzung 

Westönnen liegt an der historisch bedeutsamen Handels- und Heerstraße „Hellweg“ und wird im Jahre 973 erstmals urkundlich erwähnt.  1969 wurde Westönnen ein Stadtteil von Werl. Im Norden wird das Dorf durch die Bahnlinie Dortmund-Paderborn (Haltepunkt), im Süden durch die Bundesstraße B1 begrenzt. Wohnen, aber auch Landwirtschaft, Gartenbau, Gewerbe, Handwerk und Dienstleistung bestimmen heute die Hauptfunktionen. Mehr als 400 feste Arbeitsplätze gibt es im Ort.

Seit Jahren wird durch eine Ortssatzung und mehreren Bebauungsplänen die bauliche Entwicklung gesteuert. Die infrastrukturelle Ausstattung ist den Funktionen des Ortes entsprechend angemessen. Es gibt Gastronomie, Geschäfte, Schule, Kindergarten, Kirche und eine Postagentur. Der alte Ortskern ist geprägt durch Grünsandsteinfassaden und Grünsandsteinmauern. Diese weren durch die Dorfbewohner unterhalten und weiterentwickelt.  So ist geplant, eine Grünsandsteinmauer an der Schützenhalle, eine Trockenmauer ander Kindertagesstätte mit vorhandenen, aus Abbruch alter Liegenschaften gewonnenen Sandsteinen zu errichten.
Kritisch anzumerken ist der nicht deutlich herausgearbeitete Agenda-Prozess. Es wurde für die Kommission ein Gesamtkonzept für die zukünftige Weiterentwicklung Westönnens in den nächsten 5 bis 10 Jahren nicht ersichtlich. Auch wäre es ratsam, alle zukünftigen Planungen und deren Durchführung in einem „Vereinsring“ als zuständigen Träger zu bündeln, der die Aktivitäten der Ortsvereine koordiniert.

Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen 

Beim ÖPNV bestehen gute Verbindungen zur Kernstadt Werl durch die Bahn. Auch im Busverkehr (RLG) sind angemessene Verbindungen zu anderen Ortschaften gegeben. Die Versorgung im Ort ist durch gut sortierte Angebote im Einzelhandel und verschiedene Dienstleistungen gewährleistet. Die Bevölkerungsentwicklung Westönnens ist ansteigend. Die Frage ist: Kann die wirtschaftliche Entwicklung dem trend standhalten, gibt es genügend Arbeitsplätze am Ort? Wenn Westönnen nicht zum „Schlafort“ werden will, sind entsprechende Initiativen zu entwickeln, und zwar ausgehend von der Bevölkerung (Agenda-Prozess, Dorfmarketing etc.). 

Kritische Anmerkung: Bei der gegebenen Vielzahl der von handwerklichen und gewerblichen Einrichtungen wäre die Vorstellung eines Betriebes wünschenswert gewesen (beispielgebend).  So wäre auch die Funktion eines Hofladens für die Kommission interessant gewesen. 

Soziales und kulturelles Leben 

Mit 16 Vereinen gibt es eine vielfältige Vereinskultur in Westönnen. Die Schützenbruderschaft St. Sebastianus 1624 e.V. ist mit ca. 900 Mitgliedern der größte Verein am Ort. Die bruderschaftseigene Schützenhalle aus heimischem Grünsandstein ist kultureller Mittelpunkt Westönnens und wird von allen vereinen und Verbänden sowie von privaten Personen genutzt. Damit eine optimale Nutzung möglich wurde, ist die Halle 1992/1993 unter hohem Kosten- und Arbeitsaufwand in Eigenleistung durch die Schützenbrüder in eine Gemeinschaftshalle umgewandelt worden. Jährlich wendet die Schützenbruderschaft 35.000 Euro für die Unterhaltung, Erweiterung und Verbesserung auf. Diese Beträge werden ausschließlich durch die Mitglieder erwirtschaftet bzw. gespendet. Jährlich kommen weit über 1.000 Arbeitsstunden Eigenleistung hinzu.
Die Aktivitäten der Schützenbruderschaft erstreckt sich übers Jahr und hier ausgehend vom Schützenfest, über die Gestaltung des Gottesdienstes am Patronatsfest, einen Dorfabend mit Tanz in den Mai, Teilnahme und Übernahme des Ordnungsdienstes bei Prozessionen, Koordinierung der Termine aller Vereine und Verbände im Kirchspiel und Herausgabe des Veranstaltungskalenders, Organisation und Durchführung eines Ferienlagers für alle Kinder des Dorfes alle zwei Jahre sowie die Aktion „Grünsandstein“; hier koordiniert und unterstützt die Schützenbruderschaft die Errichtung und Instandsetzung von Gebäuden und Mauern aus Grünsandstein.  Die Avantgarde und Jungschützen unterstützen neben ihrem wöchentlichen Training auf der in Eigenleistung errichteten Schießanlage, den Vorstand bei allen anfallenden Arbeiten. Übernahme von Thekendiensten und Bedienungen, das jährliche Einsammeln von Weihnachtsbäumen zugunsten caritativer Zwecke, Beteiligungen an der Caritas-Kleidersammlung, Veranstaltung von zwei Jugend-Discos sowie zweimal jährliche Ausflüge in Jugendherbergen. Der Bund der Sebastianus - Schützenjugend führt wöchentliche Gruppenstunden mit Spielen, aber auch thematische Gruppenstunden, Glaubensstunden, Besichtigungen etc. mit 10 Gruppen und 25 Gruppenleitern bei ca. 120 Kindern und Jugendlichen durch.

Neben der Schützenbruderschaft sind selbstverständlich weitere Vereine und Verbände zu benennen mit vielfältigem sozialen Engagement. Der Sportverein SV Rot-Weiß übernimmt Woche für Woche einen unverzichtbaren Anteil der Jugendarbeit des Dorfes. Die soziale Kompetenz wirkt bindend und verbindend innerhalb des gesamten Dorflebens. Gemeinsam mit dem Männergesangverein MGV Cäcilia wird eine Karnevalsveranstaltung durchgeführt. Das Gesundheitsstudio bietet ca. 600 Teilnehmern in 42 Kursen ihre Dienste an; beachtenswert ist die Tatsache, dass etwa ein drittel der Teilnehmer Jugendliche zwischen 5 und 16 Jahren sind. Die Kindertagesstätte Kirchspiel Westönnen e.V. wurde 1995 auf Initiative interessierter Mitbürger gegründet und hat derzeit 38 Mitglieder. Anlass der Gründung ist ein Bedarfsorientiertes Angebot für das gesamte Kirchspiel Westönnen, um Alleinerziehende oder berufstätige Frauen zu entlasten und somit die Abwanderung in die Stadt zu vermeiden. 
Deshalb wurde auch in 1999/2000 eine altersgemischte Kindergartengruppe für Kinder ab dem 4. Monat bis zum 6. Lebensjahr eingerichtet. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem St. Cäcilia-kindergarten.  Die Katholische Frauengemeinschaft St. Cäcilia führt verschiedene Aktivitäten wie Fußwallfahrt nach Werl, Näh-, Bastel- und Kochkurse und Vorträge sowie 2 Kinderklamottenmärkte im Jahr durch. 

Der Jugendspielmannszug Werl - Westönnen 1973 e.V. hat derzeit 71 Aktive im Alter von 7 bis 36 Jahren, wobei 40 Aktive die Volljährigkeit noch nicht erreicht haben. Ziel des Spielmannszuges ist, Kinder, Jugendliche und Erwachsene an einem Instrument auszubilden. Die Aktiven werden von ehrenamtlichen Ausbildern unterwiesen. Auch im außermusikalischem Bereich sind vielfältige soziale Aktivitäten zu verzeichnen. 2001 wurde die erste CD „Westönner Jugend-Spielmannsexpress“ aufgenommen. Interessierte können sich über eine homepage weiter informieren.  Der Tambourcorps Einigkeit Westönnen e.V. beteiligt sich am öffentlichen leben mit ca. 45 Auftritten im Jahr. Neben den vorgenannten Einrichtungen sind noch der MGV Cäcilia, der Jagdhornbläsercorps Westönnen, die Freiwillige Feuerwehr, Löschgruppe Westönnen,  der Verein Ehemaliger Soldaten, die Taubenvereine „Heimkehr“ und „Siegespalme“, der Landwirtschaftliche Ortsverein sowie Internet Westönnen online e.V. zu nennen.
Neben der Caritas mit ihren Helferinnenkreis, der Gruppe für Alleinstehende, dem Seniorennachmittag, der Krabbelgruppe für Kinder bis zum Kindergartenalter sind noch weitere Einrichtungen zu nennen, wie die KAB, kfd, der Kirchenchor, der Paramentenkreis, die BdSJ-jugendgruppen und Ministrantinnen und Ministranten.  Alle genannten Vereine und Gruppierungen tragen zu einem lebendigen Gemeinschafts- und Zusammenleben von Alt- und Neubürgern sowie aller Altersstufen und Herkunft in die Dorfgemeinschaft bei.

Baugestaltung und deren Entwicklung 

Das Dorf Westönnen liegt im ehemaligen kurköllnischen Amt Werl, das bis 1803 zum überwiegend katholischen Herzogtum Westfalen gehörte. Die Pfarrei St. Cäcilia wurde im 13. Jahrhundert gegründet, sie war abhängig vom Cäcilienstift in Köln. Die heutige Kirche ist ein Neubau an alter Stelle und wurde 1823 geweiht. Im unmittelbaren Umfeld zur Kirche befinden sich die Grundschule, der kindergarten, eine neugestaltete öffentliche Parkfläche (Dorfanger), der Friedhof und alte Gehöftanlagen- die Urzelle Westönnens. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Dorf in alle Richtungen mit Siedlungsschwerpunkten ausgedehnt, deren Begrenzung im Norden die Bahnstrecke und im Süden die Bundesstraße B1 ist. Alte Dorfstrukturen finden sich weiterhin am „Westönner Hellweg“, „Westönner Bachstraße“, „Breite Straße“, „Bruchstraße“ und „Oststraße“. Dieser Bereich Westönnens ist als sensibel einzustufen, weil er noch die alten Strukturen gegenüber den neueren Wohnsiedlungen erkennen lässt. Aufgrund des großen Zusammenhaltes der Dorfbevölkerung sollte es möglich sein, einen Diskussionsprozess anzustoßen, mit dem Ziel, einer dorfgerechten und landschaftstypischen  Gestaltung der bestehenden, alten (und nicht immer fachgerecht durchgeführten Sanierung) Gebäude und ihrem unmittelbaren Umfeld. Eine Aufgabe für die Zukunft die in geeigneter Form an die Bewohner herangetragen und besprochen werden sollte. Positiv anzumerken ist der Umbau des Westönner Bahnhofsgebäudes zu einem Wohnhaus unter Erhaltung der historischen Bausubstanz durch private Initiative der Familie Schmitt. Ebenso bemerkenswert ist die Restaurierung und Umnutzung des von Verfall bedrohten Schloss Lohe (Dreiflügelbau im Stil der Neugotik auf 700 qm Grundfläche) durch die Familie Hill-Green. 

Grüngestaltung und Entwicklung

Erfreulich ist die große Anzahl der in den letzten Jahre4n erfolgten Anpflanzungen von Einzelbäumen in Privatgärten, Hofflächen und an öffentlichen Wegen.  Fassadeneingrünungen sind vorhanden, wenngleich im alten Dorfbereich noch Nachholbedarf gegeben ist. Nach wie vor sind Entsiegelungsmaßnahmen im öffentlichen wie privaten Bereich angesagt. Auch sollten entsiegelte Flächen nicht nur durch sogenanntes „Öko-Pflaster“ ersetzt sondern ab und an durch Schotterrasen offen gestaltet werden.
Die Begrünung des Parkplatzes am Sportplatz mit Hochstämmen ist nicht ausreichend; hier sollte das Maß für die Anpflanzung: ein Hochstamm pro vier Stellflächen eingehalten werden. Insgesamt kann bei der Durchgrünung des Ortskerns bis hin zu den Außenbereichen noch einiges verbessert werden;
 auch ist im Zusammenwirken mit den jeweiligen Eigentümern die Gestaltung der Ziergärten unter ökologischen Gesichtspunkten zu erörtern. Schön wäre die Anlage von Bauerngärten im Kindergarten- und Schulbereich. In der Walbkestraße sind die ungegliederten Wandflächen der Wirtschaftsgebäude zu begrünen (Selbstklimmer, aber auch Kletterhortensie und vereinzelte Rosenstöcke). 

Dorf in der Landschaft

Westönnen in der Niederbörde gelegen ist in seiner Gemarkung überwiegend durch Ackerbau geprägt. Nach wie vor wird das umliegende Kulturland durch 11 Vollerwerbsbetriebe und 7 Nebenerwerbsbetriebe bewirtschaftet. Der Norden des Dorfes ist durch zahlreiche Feldgehölze und Begleitgrün an Gewässern und Wirtschaftswegen geprägt. Riesige Gemüseanbauflächen charakterisieren das Umland von Westönnen; ein Hinweis auf die in Westönnen betriebene Gemüsewirtschaft.

Die Einbettung des Dorfes in die Landschaft von Osten und Westen gesehen (aus Sicht der Bundesstraße B1) sollte noch intensiviert werden. Der südliche Ortsrand besitzt trotz der Verkehrsader Bundesstraße B1 eine wirkungsvolle Eingrünung in die Landschaft.

Das Dorf Westönnen wurde beim diesjährigen Wettbewerb  1.Kreissieger in der Kategorie große Dörfer (über 800 Einwohner) und wird den Kreis Soest 2003 im Landeswettbewerb vertreten; hierzu wünscht die Kreisbewertungskommission den Westönner Bürgern viel Erfolg!

Bericht: Franz Wegener