Ein Kreuz
am Mawicker Kirchweg

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Zwischen dem Mawicker Weg und der Straße Auf`m Hackenfeld liegt an der Gemeindegrenze ein langes Feld, das immer zum Bauernhof Bonnekoh gehörte. Mit dem Namen Bonnekoh kann aber kaum ein Westönner etwas anfangen; die Familie wird meistens Rufaut genannt, und die älteren Westönner sagen gewöhnlich Mott.
Und wo war der Bauernhof der Familie?
Das alte Fachwerkhaus der Bauern Rufaut hätte heute die Nr.1 in der Oststraße. Es wurde im Jahre 1965 abgebrochen; damals waren die Hausnummern noch nach der Reihenfolge der Bebauung vergeben.
Mein Elternhaus zum Beispiel erhielt 1926 die Nummer 204 und hat heute die Nummer 18.
Der Platz des alten Bauernhauses ist heute nur von zwei Seiten her bebaut und somit weithin frei.
Die Familie Rufaut blieb dem Dorfe erhalten. Sie erwarb das Haus Nr. 3 und renovierte und erweiterte dieses Haus mit viel Liebe und Sorgfalt. Der jetzige Besitzer ist Theodor Bonnekoh, genannt Rufaut, genannt Mott. Auf den gleichen Namen hörten schon der Vater und der Großvater.
Der oben genannte Acker ist noch heute im Besitz der Familie. Zur Mawicker Kirchstraße hin stand bis zum Beginn des Jahres 2002 ein Kreuz. Zeitweise trug es einen Korpus und zeitweise nicht. Zum Beginn des Jahres 2002 wurde das Kreuz übel zugerichtet. Es wurde mit gewaltiger Kraft zwar nicht abgebrochen, aber zu Boden gedrückt. Der massive Eichenbalken brach nicht, aber er splitterte. Da müssen wohl mehrere Übeltäter ihre Kraft erprobt haben.

     
Der Besitzer Theodor Bonnekoh ließ sich nicht entmutigen. Das Kreuz wurde wieder hergerichtet. Der gesplitterte Balken wird jetzt von Eisenbändern gehalten, und das Kreuz hat heute einen würdigen Platz auf dem alten Hofe gefunden. Es ist ein Schmuckstück für diesen Platz.
In einem anderen Artikel wurde schon darauf hingewiesen, dass jedes Kreuz seine Geschichte hat, aber meistens ist sie nicht wirklich bekannt.
Das erste Kreuz der Familie Rufaut soll schon vor über 100 Jahren an dem Acker aufgestellt worden sein, weil ein Mitglied der Familie durch einen Unfall zu Tode kam.
In der Zeit nach dem Kriege war das Kreuz wohl nicht mehr in einem guten Zustand. Der Vater des jetzigen Besitzers wollte ein neues Kreuz aufstellen. Er fuhr mit dem damaligen Küster Wilhelm Pieper, der ein gelernter Schreiner war, zum Möhnesee. Dort suchten die beiden in dem Wald der Westönner Familie Gerke eine gute Eiche aus und fällten sie.
Die Familie Gerke war nach Westönnen gekommen, weil sie ihren Hof beim Bau der Möhnetalsperre aufgeben musste. Nur ein kleiner Wald blieb ihr erhalten.
Die geschlagene Eiche wurde ein paar Jahre gelagert und dann in der Werler Sägemühle Stöppelmann an der Industriestraße zugeschnitten. Wilhelm Pieper fertigte das Kreuz.
Es wurde etwa 1960 aufgestellt. Das Holz ist auch heute noch gesund; es kann noch etliche Jahre halten.

Übrigens gibt es zwei Korpusse für dieses Kreuz. Der geschnitzte Korpus ist sehr alt und schon deshalb wertvoll. Ein zweiter ist aus Terrakotta. Ein Verlust dieses Ersatzes wäre leichter zu verschmerzen.
Friedrich Schleep