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![]() In den dreißiger Jahren, der "Archenvater" vor seiner Behausung, in seiner typisch vorgebeugten Haltung |
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In einem früheren Artikel wurde vom Archenvater und seiner bescheidenen Lebensführung berichtet. Sein wertvollster Besitz war sicher ein doppelläufiges Jagdgewehr. Nach einem Waffenschein und einer Jagdlizenz wurde damals kaum gefragt. Das Gewehr war in keiner Weise gesichert. Es hing griffbereit an einem Nagel neben seinem Bett. Es war immer geladen und gespannt. Er wusste auch wohl damit umzugehen. Wir haften zu der Zeit einen Kater Arnold. Er war ein hervorragender Mausejäger. Wäre er nur bei seinen Mäusen geblieben. Vor Kraft und Übermut hatte er aber ein ganzes Sündenregister gefüllt. Als er sich auch noch für die Tauben des Archenvaters interessierte und ihm eine nach der anderen vom Dach holte, beklagte sich der Archenvater bei meinem Vater über den Verlust. Die beiden waren sich schnell einig. Das ging zu weit, und der Archenvater holte nun seinerseits unseren Arnold mit seinem Gewehr vom Dach herunter. Mein Vater dachte, dass nun wieder der Frieden in die Nachbarschaft eingekehrt sei. War er aber nicht. Herr Stasius, der ,,Am Notgraben" wohnte und einen riesigen, wunderbaren Garten bearbeitete, der vom Börn bis zur Straße ,,Auf'm Hackenfeld" reichte, beklagte bitter den Tod des Katers, der ihm so fleißig bei dem Kampf gegen die Mäuse geholfen hatte. Eine zweite Geschichte: Wir, Wolfgang Dregger, der erste Nachbar, mein fünf Jahre jüngerer Bruder Herbert und ich spielten mit Pfeil und Bogen an der Arche. Das war früher erlaubt. Da gab es niemand, der sich darüber aufgeregt hätte. Wir hatten aber nur zwei Bögen. Herbert war wohl noch recht klein. Der Archenvater klopfte ans Fenster und forderte uns auf, zu ihm in die Arche zu kommen. Das taten wir. Der Archenvater sagte zu meinem Bruder: ,,Das geht aber nicht, Du hast ja nichts zum Schießen." Dann nahm er das geladene Gewehr von der Wand. Er hatte es an den Läufen umfasst und hielt es meinem Bruder hin, als wenn er es ihm hätte geben wollen. Blitzschnell war Herbert mit den Fingern am Abzugsbügel und schon krachte der Schrotschuss in die Decke. Bleich und zitternd stand der Archenvater da. Der Kolben des Gewehres hatte meinen Bruder am Kopf getroffen ohne größeren Schaden anzurichten. In der niedrigen Decke, die mit Lehm und Häcksel verputzt war, klaffte ein rundes Loch mit einem Durchmesser von 15cm, in dem die Schrotkugeln verschwunden waren. Wenn ich später die Arche betrat,
musste ich immer erst zu dem Loch sehen. Es ist offen geblieben, es sollte
wohl eine Erinnerung sein. |
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