Die Grundlose Kuhle
Ihre Entstehung

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Spukgeschichten gab es in Westönnen in früheren Zeiten mehr als genug. Sie wurden gerne von den Kindern, aber auch von den Erwachsenen erzählt und zwar besonders in den dunklen Jahreszeiten. Es gab kaum eine Stelle im Dorf, zu der es nicht irgendeine Spukgeschichte gegeben hätte. Das Erzählen und das Zuhören waren ein willkommener Zeitvertreib.
Und wo sind diese Geschichten geblieben? Heute sind die meisten von ihnen in Vergessenheit geraten. Es gibt natürlich auch kaum noch wirklich dunkle Häuser, Gassen und Höfe. Je dunkler es ist, um so eher ist die Stelle unheimlich und eignet sich für eine Gruselgeschichte. Und wer sich heute gruseln möchte, der muss im Fernsehen das richtige Programm wählen.
Sagen wurden sogar im Unterricht behandelt. Etwa die von der "Schlacht am Birkenbaum" (Büderich). Besonders bedeutend sind Sagen mit eindeutig geschichtlichem Hintergrund. In den Schulbüchern standen z.B. Sagen, die sich um das Leben der hl. Ida (Herzfeld) ranken.
Für Westönnen sind so bedeutende Sagen nicht überliefert. Die bekanntesten sind wohl die, die sich mit der "Grundlosen Kuhle" befassen. Es ist ein kleiner Teich, der westlich des Loher Weges im Schilf versteckt liegt.
Franz Lotze, ein Seminarlehrer aus Werl, schrieb sie in seinem Buche "Sagen der Haar und Börde" auf. Das Buch erschien 1927 bei Fried. Blank (Inh.: Anton Dust) in Soest.
Franz Lotze betonte, dass ihm ein Westönner Lehrer Schütte behilflich war, und dass er die Erzählungen, die er gesammelt hat, ohne Änderungen in sein Buch aufnahm.
Und ohne Änderungen sollen die Worte hier übernommen werden.

Die Grundlose Kuhle im Winter 1966/67

Das versunkene Schloß

Bei Lohe liegt ein kleiner, von Schilf umrahmter Teich. Man nennt ihn die Grundlose Kuhle, denn er geht hinab bis zum Mittelpunkt der Erde und steht hier mit anderen bodenlosen Teichen und mit dem Weltmeere in Verbindung. Wiederholt hat man schon versucht, die Tiefe der Kuhle zu messen. Man band Steine und mit Steinen angefüllte alte Teereimer an Seile oder Ketten und ließ sie hinabsinken. Man fand keinen Grund. Wohl aber machte man die Erfahrung, daß das untere Ende des Seils abgebrannt und die unteren Glieder der Kette abgeschmolzen waren, als man Seil oder Kette wieder emporzog. Denn unten tief brennt die Hölle.
Vorzeiten gab es noch keine Grundlose Kuhle.
Sie ist auf folgende Weise entstanden.
Dort wo jetzt der Teich liegt, stand einst ein stolzes Schloß. Eines Abends hielt der Herr auf dem Schlosse ein großes Trinkgelage ab.
Als der Übermut und die Ausgelassenheit aufs höchste gestiegen waren, schickte man nach Werl einen Boten zum Pfarrer mit der Bitte, einem Kranken die letzte Wegzehrung zu bringen. Der Pfarrer kam, und man führte ihn in den Stall zu einem kranken Schweine. Da verließ der Geistliche tief entrüstet das Schloß. Er verfluchte es. Und siehe, der stolze Bau versank mit Mann und Maus sogleich in den Abgrund.
Und Wasser quoll aus der Tiefe hervor und füllte das Loch.
So ist die Grundlose Kuhle entstanden.

Die Grundlose Kuhle am 1. Februar 2003
Eine weitere Sage zur Grundlosen Kuhle finden sie hier.
Friedrich Schleep