Die Rappen an
der grundlosen Kuhle
Ein Landwirt in Westönnen
besaß zwei schwarze Hengste, die sehr wild waren. Nur ein Knecht
konnte mit ihnen umgehen.
Eines Tages zog der Knecht mit den beiden Rappen hinaus, um den Acker
zu bestellen. Dieser lag bei Lohe an einem tiefen, schilfbekränzten
Teiche. Die Tiere waren an diesem Tage besonders wild und störrisch.
Schließlich verlor der Knecht die Geduld. Wild fluchend hieb er
mit der Peitsche auf die Hengste ein. Diese bäumten sich auf und
sprangen dann mit gewaltigem Satz in das Wasser. Sie rissen den Knecht
mit sich. Über Mensch, Tiere und Pflug schloß sich auf Nimmerwiedersehen
der schwarze Schlund.
In den folgenden Tagen bemühte man sich, wieder heraufzuholen,
was die Tiefe verschlungen hatte. Die Arbeit war erfolglos, man fand
keine Spur. Um die Tiefe des Teiches zu messen, befestigte man an einer
sehr langen Kette einen alten mit Steinen beschwerten Teereimer. Man
fand keinen Grund. Darum heißt noch heute der Teich die Grundlose
Kuhle. Als man den Eimer in die Höhe zog, sah man, dass er leergebrannt
war.
Viele Jahre waren seitdem verflossen. Wiederum arbeitete auf dem Acker
am Teiche ein fleißiger Landmann aus Westönnen. Als er einmal
von seiner Arbeit aufblickte, sah er in der Nähe einen schwarzen
Hengst umhergehen. Da spannte der Mann seinen müden Braunen aus
und spannte den fremden Rappen vor die Egge. Nun ereignete sich folgendes:
Wenn der Hengst vom Teiche weg den Abhang hinaufging, dann schnaubte
er, als könne er keine Luft bekommen. Ging's aber wieder abwärts,
dann richtete sich das Tier auf und lief in freudigen Sprüngen
zum Teiche hin. Dies wiederholte sich mehrmals zum großen Erstaunen
des Landmannes. Als die Arbeit fertig war, sprang der Rappe mit der
Egge, dem Geschirr und der Leine in die Grundlose Kuhle und verschwand.
Stundenlang wartete der Mann am Teiche vergebens auf die Wiederkehr
des Rosses. Er musste ohne sein Gerät mit seinem Braunen nach Hause
ziehen.
Als er zu Hause mit Tränen in den Augen erzählte, was sich
zugetragen hatte, sagte seine Frau: "Das ist gewiß der Teufel
gewesen".
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