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In anderen Artikeln wurde das Armenhaus schon erwähnt. Meine Generation ist mit dem Haus aufgewachsen. Es war einfach da, und es war bis zu seinem Abbruch einige Jahre nach dem Kriege bewohnt. Ich erinnere mich an mehrere Bewohner, aber nicht an ihre Namen. Über die Geschichte des Hauses wurde weder zu Hause noch in der Schule gesprochen, obwohl sie Beachtung verdient. |
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![]() Hier stand früher das Armenhaus |
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Das Haus hatte einen exponierten Platz. Es stand am Kirchhof, gleich neben der Schulvikarie. Es war wesentlich kleiner und stand bescheiden zurück. Es war eigentlich ein schöner, kleiner Fachwerkbau mit einem Walmdach, dem etwas Pflege und Farbe fehlte. Die Giebelseite zeigte zur Kirche. Leider ist kein Bild des Hauses bekannt. Wenn die Familie Kappen in ihren schönen Garten wollte, der hinter dem Armenhaus lag, musste sie eine Gasse benutzen, die zwischen der Vikarie und dem Armenhaus verlief. Rudolf Preising berichtet von diesem Hause in seinem Buch " Westönnen" Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe von 1977 auf der Seite 270. Er bezieht sein Wissen vom Pfarrer Melchior Linnemann, der von 1682 -1729 in Westönnen tätig war und sehr viel für das Archiv der Gemeinde geleistet hat. Es heißt da: "Mit einem auf der Südseite der Kirche zwischen dem Vikariegärtlein und Beckers Haus (?)stehenden Häuslein hatte es eine besondere Bewandtnis. Es war das Armenhaus, im Kirchbuch durchweg als "Gosehaus" bezeichnet. Über die Stiftung des Gosehauses
wusste 1716/19 Pfarrer Linnemann auf Grund alter Unterlagen folgendes
zu berichten. Es sei von dem damaligen Besitzer des Hauses Lohe vor hundert
Jahren - gemeint ist wahrscheinlich Goswin v.Lüdinghausen gen. Wulf,
der noch bis 1604 als Mitbesitzer von Lohe geurkundet hat - in seinem
Testament für zwei Personen samt mäßigem Unterhalt gestiftet
worden, und der damalige Pfarrer Melkerusti (1600 -1616) Damit würde die Existenz des Armenhauses auf einem Testament beruhen, das etwa 350 Jahre alt war, als das Haus abgebrochen wurde. Der Name "Gosehaus" könnte auf den oben genannten Stifter Goswin hinweisen. Das Armenhaus, das bis auf unsere Tage gekommen ist, war allerdings jünger, denn es heißt weiter: "Das zu Linnemanns Zeiten bestehende Haus hat 1687 Johann Ernst v. Wrede zum Lohe hinsetzen lassen. Wahrscheinlich mochten die Herren auf Lohe nicht gern sehen, wenn sich die Pfarrer um das Armenhaus kümmerten, denn Linnemann notiert, wohl durch üble Erfahrung gewitzigt: "Herr Pastor thuet besser, das er sich der Sachen nicht annehme, wie auch bis hiehin nicht geschehen." (Lagebuch D S.5) Im Laufe der vielen Jahre haben sich sicher das Armenhaus, seine Ausstattung und seine Rechtsstellung mehr als einmal geändert, aber eines ist geblieben, das Haus wurde immer, bis zu seinem Abbruch, von zwei Personen bewohnt. So war es im Testament gewollt. |
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