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In der letzten Zeit wurden öfter
Fragen nach der Kirchturmuhr und nach den Zifferblättern gestellt.
Das ist erstaunlich. Früher richtete sich das Leben im Dorfe nach
den Schlägen der Kirchenuhr. Heute wird der Glockenschlag doch oft
nur als störend empfunden. In Westönnen kamen noch die Eisenbahnen
als Zeitanzeiger hinzu. Man kannte die Fahrpläne auswendig und konnte
sich an den Zügen orientieren. Wer trug schon eine Uhr, zumal während
der Arbeit? Die Frage nach den Zifferblättern hat sich immer wieder gestellt. Restlos beantworten kann sie wohl niemand. Aus der Geschichte lässt sich aber einiges erklären. |
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Als die Kirche
am 20.11.1823 endlich eingeweiht wurde, war keiner mit dem Bau zufrieden. Innen und außen bot sie wohl ein klägliches Bild, und das Kirchendach war nicht dicht. Der Kirchturm war klein und unansehnlich. Eine Zeichnung von Franz Sauer (1), der von 1853 - 1912 lebte, zeigt den alten Kirchturm, der im Volksmunde " die Westönner Kaffeemühle" genannt wurde. Da war vielleicht noch nicht einmal Platz, um ein ordentliches Zifferblatt anzubringen. Außerdem bekam die Kirche erst im Jahre 1870 eine neue Uhr der Meinhardschen Turmuhrenfabrik aus München, und der schöne Turmhelm mit den vier Giebelfeldern wurde erst 1877 errichtet. Jetzt ist der Turm gut 40 Meter hoch und mit dem Wetterhahn 43 Meter. Wenn man diese Zeilen liest, kann man leicht denken, die oben genannte Uhr sei die erste in Westönnen gewesen. Das ist aber nicht der Fall. Nur wenige Dinge sind aus der alten Kirche in die neue übernommen worden. Da sind zuerst einmal die vier alten Glocken, dann der stabile Glockenstuhl und die alte Turmuhr, von der nie gesprochen wurde. Da soll die Festschrift zu Wort kommen,
die im Herbst 1982 erstellt wurde, als das neue Geläut mit sieben
Glocken der Gemeinde übergeben werden konnte. Die Schrift heißt: Da heißt es ab Seite 30:" "Erste Quittungen die Kirchturmuhr betreffend finden wir in Westönnen im Jahre 1813; der Name "Uhrglocke" taucht allerdings schon über 100 Jahre früher auf, denn 1711 wird "die Leitungh deß gewichtz an der Uhrklocken" repariert. Zu dieser Zeit hat es also bereits eine Turmuhr mit Stundenschlag gegeben, wobei, wie Spuren am alten Glockenstuhl deutlich zeigen - die Viertelstundenschläge an der kleinsten Glocke von 1671, die vollen Stunden an der Bauernglocke geschlagen wurden. Bis 1870 (als die neue Uhr kam )
hatte die alte Uhr dann das folgende, damals allgemein |
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Seit dem Einbau des neuen Schlagwerkes
1870 gab die Engel des Herrn - Glocke die Viertelstunden an, die Bauernglocke
schlug die vollen Stunden. Die Uhr und das Schlagwerk wurden nach dem gleichen Prinzip angetrieben, wie man es bei Stand - und Wanduhren findet. Drei mächtige Sandsteine, die mit eisernen Ringen an Seilen hingen, sorgten für den Antrieb. Die Steine konnte man aber nicht mal eben nach oben ziehen. Dazu waren sie zu schwer. Sie mussten mit einer Kurbel täglich angehoben werden, und damit die Uhr nicht schon zu bald wieder stehen blieb, gab es ein Loch im Boden, so dass die Steine durch zwei Etagen wandern konnten und dabei eine Höhe von etwa acht Metern überwanden, um die Uhr in Gang zu halten. Drei Steine waren erforderlich; einer hielt das Uhrwerk in Gang, und je ein Stein war nötig, um den Stundenschlag und den Schlag der Viertelstunden zu tätigen. |
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Die Glocken werden und wurden von Hämmern angeschlagen, die durch Drahtseile und Gestänge mit der Uhr in Verbindung standen und stehen. Diese Seile haben ihre Spuren am Balkenwerk hinterlassen. Die alte Uhr von 1870 und drei Steine,
die die Uhr antrieben, sind noch im Kirchturm |
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Und was ist mit den Zifferblättern?
An dem hohen Turmhelm wäre sicher Platz, sie so anzubringen, dass
sie zum Bauwerk passten. Im Zeitalter der Elektronik dürfte die Technik
auch kaum Probleme bereiten. Bliebe die Bezahlung. -- Nein, es bleibt
noch mehr. |
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Anmerkungen: 1 Heimatbuch von Heinrich Westhues, 1966, vor der Seite 113 | |||