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Der Westönner Kunstrasenplatz hat, wir erinnern uns, eine Vorgeschichte, die sogar Berichte in sämtlichen Zeitungen Deutschlands nach sich zog. Sogar im Internet sind sie heute noch nach zulesen. So berichtete die "Welt am Sonntag" in ihrer Ausgabe vom 13. April 2003: Der Münzwurf von Werl und seine fatalen Folgen Posse um Kunstrasen-Sportplatz von Franz Josef Colli Werl - Im westfälischen Marien-Wallfahrtsort Werl gibt es in diesen Tagen nur ein Gesprächsthema: der Münzwurf! Er löste Vorwürfe, Verärgerung und Verdächtigungen aus. Und er hat - zunächst jedenfalls - den Vorort Westönnen um seinen sehnlichst erhofften Kunstrasen-Sportplatz gebracht. Aufruhr in der ganzen Stadt um eine Münze, die inzwischen im Opferstock der Wallfahrtskirche gelandet ist. Eberhard Mühr, 47, Jurist und Vorsitzender des Sportausschusses, hat sie geopfert, "auf dass in Werl wieder der Frieden einziehen möge". Dabei wollte Mühr mit dem Hochwurf einer Euro-Münze eigentlich nur "eine völlig verfahrene Situation bereinigen, damit uns ein 120 000 Euro-Zuschuss des Regierungspräsidenten in Arnsberg für einen Rasen-Sportplatz nicht verloren geht." Doch der Münzwurf von Werl hatte fatale Folgen. Und das kam so. Zwei Mal war im Sportausschuss über eine Vorlage der Verwaltung abgestimmt worden, ob dem Stadtteil Westönnen oder dem acht Kilometer entfernten Werler Vorort Büderich ein Kunstrasen-Platz zugesprochen werden sollte. Die Verwaltung hatte sich für Westönnen ausgesprochen. Doch unter den 13 erschienenen Sportausschuss-Mitgliedern gab es keine einhellige Meinung. Im Gegenteil: Zwei Mal wurde mit 6:6 Stimmen abgestimmt. Die Verantortlichen machten sich Sorgen: Wie nun die Probleme mit der verfahrenen Patt-Situation lösen? Vorsitzender Mühr schlug den Wurf einer Münze vor. Die Abstimmung ergab: Acht von 13 sprachen sich für den Münz-Hochwurf des Linkshänders Mühr aus. Es galt die Abmachung: Oben die "Eins" bedeutet Rasen für Büderich, oben der Adler wäre der Rasen für Westönnen gewesen. Mühr warf nach eigenen Angaben "die Münze etwa drei Meter hoch und zwei Meter weit, genau in die Mitte des Sitzkreises im altehrwürdigen Sitzungssaal des Rathauses". Oben landete die "Eins": Sieg für Büderich und den Verein DJK Blau-Weiß mit seinen rund 600 Mitgliedern! Jubel auch bei den Betriebssportlern von Cosmos Budberg und Grün-Weiß Holtum, als Gäste auf dem harten Büdericher Aschenplatz angesiedelt. Das Nachsehen hatte der SV Rot-Weiß Westönnen (854 Mitglieder). Und auch die Theken-Fußballer von "Vorläufige Rotation", die aus Vorfreude auf den Wechsel vom Asche auf Kunstrasen in Westönnen schon so manches Bier getrunken hatten, sahen sich als unschuldige Opfer des Münzwurfs von Werl. Freilich sollte zwar die letzte Münze geworfen, aber das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Das jedenfalls beschloss Bürgermeister Michael Grossmann. Er gab die Angelegenheit zur Entscheidung an den Rat zurück. Sehr zum Ärger von Jurist Mühr übrigens, der sagt: "Zwei Mal Patt war ja nicht die Regel bei Abstimmungen im Ausschuss, also habe ich ausnahmsweise die Münze geworfen." Und der Rat der Stadt Werl entschied jetzt: Der Kunstrasen-Platz wird in Westönnen gebaut! Große Enttäuschung in Büderich, Jubel jetzt wieder in Westönnen. Eberhard Mühr, Erfinder der Münz-Entscheidung, ist froh, dass nun eine Lösung gefunden ist, auch wenn er zu bedenken gibt: "Ich weiß nicht, was der Rat gemacht hätte, wenn bei der Abstimmung wieder ein Patt herausgekommen wäre." Wahrscheinlich hätte man Streichhölzer gezogen. Anmerkung: Liebe Rotierer! Hier sind wir wohl um einen Umtrunk betrogen worden. Wann und wo holen wir den denn nach? Manfred Zeppenfeld |