Landwirtschaft 1944-1958
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Eindrücke aus der Landwirtschaft in Westönnen von 1944 – 1958

Diese Bilder wurden uns freundlicher  Weise  von Hubert Schlummer aus seinem Privatalbum zur Verfügung gestellt. Dafür jetzt schon herzlichen Dank.

Sie zeigen  die Landwirtschaft und ihre alljährlich wiederkehrende Demonstration zum Erntedankfest, dass immer wieder neu gestaltet wurde, aber doch seinen alten Brauch immer beibehielt.

Leider sind diese Umzüge zum Erntedank im Laufe der letzten Jahre verloren gegangen. Auf den Bildern von 1949 ist die berühmte Dreschmaschine von „Väterken“ Schackenberg und er selbst mit einigen mir unbekannten Personen zu sehen. (Vielleicht hilft mir ja jemand , um die Namen heraus zu finden.)

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Hubert Schlummer im Alter von 13 Jahren (1944)
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Dreschmaschine mit "Väterken" Schackenberg und Mannschaft in voller Aktion (1949) 
(Die Bilder können durch Anclicken vergrößert werden)

 

Diese Bilder erinnern mich an eine Episode, die ich selbst mit Väterken Schackenberg erlebt habe.

Irgendwann, etwa Mitte der 60 er Jahre erfuhr ich, dass  ich  bei der Familie Heinrich und Emmi Schleep in der  Bruchstrasse in  Westönnen, bei guter Ernte in deren Privatgemüsegarten gegen einen geringen Obulus Gemüse aller Art einkaufen konnte .

Diese Gelegenheit wollte ich an einem Samstagmittag , einem strahlend heißen Sommertag wahrnehmen. Ich fuhr am Hause Schleep in der Bruchstrasse vor , Mutter Emmi hatte mich schon kommen sehen, und ging mit ihrem großen Korb am Arm über die Straße, an Westerhoffs Friseursalon  vorbei, zu ihrem Garten, der auf der Ecke Breite Straße und Auf´m Hackenfeld lag, und auf dem heute „Heinzken“ mit seiner Familie wohnt.

Indessen ging ich ins Haus.
Dort saßen Heinrich Schleep und Väterken Schackenberg bei offenem Fenster zur Bruchstrasse hin, am Küchentisch  und dösten in der Hitze vor sich hin. Heinrich schob mir mit einem Fuß einen Küchenstuhl zu , und meinte :

„Set di dohenne.“ (Setz Dich dahin)   

Ich folgte ebenso grußlos dieser Aufforderung, und schloss mich dem vorherrschenden Schweigen an.
Nach einiger Zeit brach Väterken das Schweigen:

Vät::   „wai is dat ?    (Wer ist das ?)
Hei:    „kennsten nich ?  
(Kennst du den nicht ?)

Vät:    „nei, wohär ?  
(Nein, woher ?)

Hei:    „dei is doch bui Härings anne Bahn. 
(Der ist doch bei Hering´s an der Bahn)

Wieder eine ganze Weile Pause, dann :

Vät:    op dei wohl eunen giet ?   (Ob er wohl einen ausgibt ?)
Hei:    fillichte.   
(Vielleicht)
 

Da ich begriffen hatte, worum es ging, legte ich ein 5 Markstück auf den Tisch , und sagte nur : „Ja, denn besorgt doch mal einen.“

Sofort riß Heinrich ohne aufzustehen das Fenster noch weiter  auf, und rief : Heinzken ? ---------- Heinz?---------- H e i n e r i i i ch !!!!!

 Im nächsten Moment flog die Küchentür auf, und Heinzken fragte mit großen Augen:

Was is Papa ?
Hei:    huier hässe Geld, go no Frau Goldstein gegenüawer, un hal drei Pullen Boier und ne Rolle Drops for dui.  
 (Hier hast Du Geld, geh zu Frau Goldstein gegenüber, und hol drei Flaschen Bier und eine Rolle Drops für Dich.)

Es dauerte nicht lange, und Heinzken war wieder da mit drei Flaschen Bier. Diese hatten damals noch den Patentbügelverschluss, der auch dazu diente, dass man die Flasche nach dem Trinken  wieder verschließen konnte.

Mit leicht glänzenden Augen wurden die Flaschen fast ritualmäßig geöffnet, und nach dem Trinken genussvoll wieder verschlossen, und auf den Tisch zurück gestellt. Diese Zeremonie wiederholte sich einige Male, bis dass die Flaschen leer waren. Dazwischen herrschte totale Stille, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Nachdem dann mehrere Male , kaum merklich stumme Blicke getauscht waren, löste ich das aufkommende  Problem noch einmal auf gleiche Weise. Wieder kam Heinzken mit den drei Flaschen Bier mit dem Bügelverschluss.

Wieder wurden die Flaschen bedächtig geöffnet, und deren Inhalt genossen. Wieder war absolute Ruhe im Raum.

Auf einmal donnerte Väterken los und schrie :
H e i n e r i i i ch !!!

Dieser schreckte zusammen und stammelte nur :

Wat is Väterken? (Was ist Väterken?)

Mak dei Pulle tau, bis diu dann ganz varückt ? (Mach die Flasche zu, bist Du denn ganz verrückt?) 

Worümm dann , Väterken ?  (Warum denn Väterken?) 

Mensch, dei ganzen Düwelkens goin di doch fleiten.  (Mensch, die ganzen „Alkohol“- Teufel gehen doch verloren.)

Immer noch völlig verdattert verschloss Heinrich hastig seine Flasche. Kurz darauf kam Mutter Emmi mit meinem Gemüse, und ich konnte umgehend meinen Weg nach Soest antreten.

Ich glaube, ich habe in Ampen noch gelacht.

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Sechserzug zum Erntedankfest 1953
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Erntedankfest 1951
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Erntedankfest 1954
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Erntedankfest 1954
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Hubert Schlummer mit seinem neuen Schlepper - 1958

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(Karl-Andreas Bilke)