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Im Siepenbach gab es auch kleine Fische, die allgemein ,,Dickköppe" genannt wurden. Sie hatten in der Tat einen besonders dicken Kopf. Es ist gut möglich, dass diese Fische noch heute in dem Gewässer leben, zumal das Wasser ja inzwischen wieder sauberer geworden ist; man müsste nach ihnen suchen. Diese Dickköppe wurden gerne von den Jungen des Dorfes erlegt. Hin und wieder konnte man auch eine Forelle im Bach sehen, aber den einzelnen Tieren nachzustellen, war wohl zu schwierig. |
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Irgendwie kam im Unterricht die Rede auf diese Fische und der Lehrer klärte uns auf, dass es sich bei diesen Fischen um Groppen handele. Die meisten Biologiebücher widmen den Groppen nicht eine Zeile; sie sind ihnen wohl zu unbedeutend. Immerhin gibt es im Grossen Herder ein kleines Bild und folgenden Text: Die Groppe, Kaulkopf, Fisch mit nackter, schleimiger Haut, lebt auf dem Grund kleiner Gewässer; sehr verschieden gefärbt. Das ,,Handbuch der Natur" von Harry Grams sagt: Die Groppe (Cottus gobio), bis 18 cm lang, gehört zu den Kaulköpfen. |
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Cottus gobio die Groppe |
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Und diesen
Fischen stellten die Jungen des Dorfes nach. Das war gar nicht so einfach.
Erst einmal musste man sich bei der Mutter eine Speisegabel mit möglichst
scharfen Zinken ,,ausleihen". Diese Gabel wurde dann mit einem Stab
fest verbunden, und so erhielt man eine Harpune, die man zur Jagd gebrauchte.
Diese Jagd war nur bei warmem Wetter möglich. Man musste nämlich barfüßig in das kalte Wasser. Das hielt man auch im Sommer nicht lange aus. Dann ging man möglichst langsam gegen den Strom des Wassers an, damit der aufgewirbelte Boden die Sicht nicht verdarb. Wenn die Groppen schwammen, waren sie ohnehin nicht zu erwischen. Sie ,,standen" gerne im Schatten von Wasserpflanzen oder Steinen, die im Bach lagen, und da musste man sie blitzschnell harpunieren. Wir fanden noch eine zweite Möglichkeit
der Jagd. Die ersten Versuche, die Tiere mit einem Luftgewehr zu erlegen,
schlugen fehl. Schon beim Auftreffen auf das Wasser wurden die Bleikugeln
(4 1/2 mm) aus ihrer Bahn gelenkt. Wir mussten auch mit dem Gewehr in
das Wasser. Die Bleikugel wurde durch einen Bolzen (ein Nagel mit einem
Federbusch ) ersetzt, der eigentlich zum Schießen auf eine Scheibe
diente. Wenn man jetzt mit dem Lauf des Gewehres nahe an die Beute herankam
und den Schuss unter Wasser auslöste, war der Und was geschah, wenn die Jagd erfolgreich war? Jeder Junge hatte damals ein Taschenmesser. Das wussten auch die Lehrer, wir durften sogar auf dem Schulhof mit den Messern spielen und die Klingen in den Boden werfen. Mir ist kein Fall bekannt, wo durch das Hantieren mit Messern ein Unglück geschehen ist. Wenn der Kopf vom Fisch getrennt war, blieb nicht viel von der Beute über. Das störte uns nicht. Aus den Kopfweiden, die damals viel zahlreicher waren als heute, holten wir uns das morsche Splintholz und machten damit ein Feuer. In die heiße Asche legten wir die Fische. Die kleinen Tiere waren bald gar, wie Kartoffeln, die nach der Ernte im Kartoffelfeuer gegart wurden. Wenn der Fisch aus dem Feuer kam,
war er natürlich rußig. Der Ruß musste etwas abgekratzt
werden, aber auf diesem Wege war auch der fiese Schleim von den Fischen
weg, den man kaum abkratzen konnte. |
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Ein Nachtrag : Ich fand noch zwei Bilder, die den Börn im Winter 1963 zeigen. Das Wassser ist so klar, dass sich die Bäume im Wassser spiegeln. |
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Im
Winter 1963
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Siehe auch den Artikel "Der Siepenbach oder der Börnbach" | |||