Der Westönner Hellweg
Eine alte Straße
und was aus ihr wurde

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Im Urkataster von Westönnen, das im Jan. 1829 angefertigt wurde, wird der alte Westönner Hellweg teilweise gut dargestellt. Leider sehen wir nur das Stück der Straße, das von der Breite Straße aus nach Westen verläuft. Der Teil der Straße, der nach Osten führt, fehlt völlig und damit auch das älteste Anwesen des Hellwegs, das Haus Post. Davon wird noch zu berichten sein.
Es ist gut, dass Heinrich Westhues in seinem Heimatbuch von 1966 auf der Seite 25 recht ausführlich vom Alten Hellweg berichtet. Da, wo der Text wörtlich übernommen wurde, steht er in Anführungszeichen.
"In den früheren Jahrhunderten waren in ganz Westfalen die Straßen und Wege in einem sehr schlechten , vielfach sogar lebensgefährlichen Zustande, so dass die Landbebauer meistens das Doppelte an Zugkraft (Pferde und Ochsen) aufwenden mussten, wie es heute der Fall ist. Die einzige fahrbare Verbindung zwischen den nächsten Städten Werl, Soest und weiter bildete der Hellweg, ein meist tief ausgefahrener Hohlweg. Er führte am südlichen Rande des Dorfes vorbei und war 1707 noch gänzlich unbebaut. Nur ein Haus stand im alten Hellweg, und das war eine Herberge. Vor Jahrzehnten war das Haus von Heinrich Post bewohnt. Noch vor der Jahrhundertwende fanden hier Reisende, die zu Fuß, zu Pferd oder im Reisewagen - andere Verkehrsmittel gab es ja nicht - schon Tage oder Wochen auf den damals meistens sehr holprigen unbequemen Wegen unterwegs waren, Ruhe und Nachtquartier."
Interessanterweise wird diese Stelle auch heute noch von der Familie Post bewohnt. Hubert Post bestätigte, dass er aus den Erzählungen in der Familie weiß, dass man an der Stelle auch die Pferde füttern und wechseln konnte.
Sicher gab es dann auch für die Reisenden etwas zu essen.
Und der Name? Drängt sich da nicht die Vermutung auf, dass der Name Post wirklich aus dem frühen Postbetrieb entstanden ist?

Das Haus Post vor der Renovierung
Als die Reichsstraße gebaut war, benutzten die Postkutschen natürlich auch diese bessere Verbindung. Zu meinen frühen Erinnerungen gehört, dass die Poststelle an der heutigen B1 im Hause Nr. 31 war. Der Besitzer hieß Stratmann - Müller, und da es noch einen Bauern mit dem gleichen Namen in der Mummelstraße gab (heute Nr.9), sprach man zur besseren Unterscheidung einmal vom Bauern Müller und einmal von Post - Müller.
Westhues weiter:
"Die ersten Familien, die sich dann im Hellweg ansiedelten, waren Struck (heute Zeppenfeld). Jolk, Schmale, Hahnemann, Theophiele und Kleinbrink. Die Hausplätze hatten sie von dem Schmied Ferdinand Kenter erworben, der das Land 1822 von dem Kolon Hünnies gekauft hatte. 1850 hatte der Hellweg höchstens 6 bis 8 Häuser."
"Noch um das Jahr 1850 hat man den Wegezug des alten Hellwegs genau verfolgen können. Auf der Strecke von Werl nach Ostönnen kreuzte er zweimal die 1822 - 1823 neu erbaute Provinzialstraße, die so genannte Chaussee ---- .Jetzt ist der alte Hellweg außerhalb des Dorfes Westönnen infolge der durchgeführten Separation (Flurbereinigung) in Werl, Westönnen, Mawicke und Ostönnen gänzlich verschwunden, aber im Dorf selbst ist dieser alte Hellweg noch vorhanden."
Bevor man eine Straße baut, muss man Pläne zeichnen. Das war auch früher so. Der hier abgebildete Plan wurde 1817 von dem Geometer Anton Padberg gezeichnet. Er betrifft die "Cöln - Berliner - Straße". Die Originale sind in Münster im Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen - Lippe. Padberg hat sich große Mühe gegeben, den Verlauf des Alten Hellwegs festzuhalten. An Westönnen war er wohl nicht interessiert. Er zeichnet das Dorf wie eine künstliche Anlage. Mitten durch seine Zeichnung verläuft ein Strich, der die Planung der neuen Straße anzeigt. Gebaut wurde diese Chaussee in den Jahren 1817 bis 1819 (nach Angaben von Westhues von 1822 bis 1823).

Der Plan des Geometers Padberg von 1817
Die folgende Skizze zeigt den tatsächlichen Verlauf der neuen Chaussee durch unser Dorf.

Der alte Hellweg in den neuen Siedlungsbestand eingefügt.
Die Skizze stammt vom Landesvermessungsamt NRW aus dem Jahre 2001.

Noch etwas zum Meilenstein: Als man die Chausseen baute, wurden sie mit Meilensteinen versehen ( lat: mille ). Ein einzelnen Meilenstein hat bei uns die Zeitläufe überstanden.
Er wurde etwas weiter neben die Straße gesetzt, als man vor Jahren die B1 verbreiterte. Damals brachte man auch noch einen metallenen Adler an dem Stein an, von dem heute leider nur noch Reste vorhanden sind. Der Meilenstein war früher eine bekannte Stelle. Der Weg nach Werl wurde durch den Meilenstein und das Gasthaus "Koch auf der Höhe" in etwa drei gleich lange Stücke zerteilt. Die Inschrift ist noch gut zu lesen: "CÖLLN 16 MEILEN". Früher fiel die Schrift leichter auf, weil sie schwarz hervorgehoben wurde, und der Hintergrund mit weißer Farbe gestrichen war. Der Stein ist fast zwei Meter hoch und hat die Form eines Obelisken. Eine deutsche Landmeile ist 7,5 km lang, demnach wäre der neue Weg nach Köln 120 km gewesen.

Es gab aber auch noch kleinere Meilensteine, die jeweils eine Viertelmeile anzeigten. Einen solchen Stein gab es an unserer Straße in Richtung Mawicke. Er ist wohl beim Straßenbau beseitigt worden. Diese Steine waren etwa 0,8 Meter hoch und hatten eine völlig andere Form. Sie waren oben abgerundet. Die eingeschlagene Inschrift habe ich vergessen. Im Raum Paderborn sind noch etliche Meilensteine zu sehen, sowohl große, als auch kleine.
Literaturangaben: "Zeitreise Hellweg" Hellweg - Museum Unna, 1. April 2001
Beachten Sie auch "Der Hellweg von der Geschichte und Sagen umwoben"
Friedrich Schleep