Der Vatertag wurde von einer Frau erfunden!

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Der Vatertag steht in Westönnen bevor, und so mancher treusorgende Vater muss sich wie jedes Jahr spöttische Bemerkungen von Frauen anhören, dieser Tag sei "eine Erfindung der Männer", um mal wieder so richtig feiern zu können. Diese despektierliche Meinung hält selbst vor öffentlichen Einrichtungen nicht halt: So gab es im Freizeitbad Ahlen jüngst am Muttertag für alle Mütter Ermäßigung, auf die Frage, ob es diese auch für Väter am Vatertag gebe, antwortete die Dame an der Kasse: "Ja, ja, das hätten sie wohl gerne, der ist doch nur eine Erfindung der Männer..."  Grund genug also für Westönnen online, ein wenig zu recherchieren und Gegenargumente zu nennen!

Zunächst mal zum Muttertag: Ursprung fand er im Römischen Reich, dort wurde er zu Ehren des Kriegsgottes Mars begangen. Warum? Nun, die Frauen sorgten schließlich für Nachwuchs an vielen kleinen Kriegern für die Feldzüge der Kaiser...   Jüngste Parallele: 1933 wurde der Muttertag sogar nationaler Feiertag in Deutschland. Die Nationalsozialisten reihten das Fest nahtlos in ihren Familienkult mit ein. Am Muttertag wurde u. A. das Mutterkreuz an kinderreiche Mütter verliehen, die damit ja auch dem "Führer" Nachschub für seine Armee brachten. Im Volksmund wurde das Mutterkreuz übrigens "Karnickelorden" genannt. Dadurch galt fälschlicherweise der Muttertag noch lange als Erfindung der Nazis.

Muttertag

Es gibt aber auch eine abendländisch-christliche Tradition: In England wurde im 17. Jahrhundert der "Mothering Day" begangen, im 19. Jahrhundert sind in Frankreich Feste zu Ehren der Mütter nachzuweisen. In der Schweiz wurde der Muttertag Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Heilsarmee verbreitet.

Der uns bekannte Muttertag wurde 1907 durch Anna Jarvis in Philadelphia als "General Memorial Day of all Mothers" ins Leben gerufen. Die Publizistin hatte am Todestag ihrer Mutter, die zwei Jahre zuvor verstorben war, einen Gedenktag zu Ehren aller Mütter verkündet- gewiss nicht zu Unrecht, wie nebenstehendes Grafik zeigt... 1914 wurde durch die immense Akzeptanz der zweite Sonntag im Mai vom Kongress und dem Präsidenten der USA sogar zum Feiertag erklärt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Muttertag auch in Deutschland bekannt, und seit 1922 feierte man den Ehrentag der Mütter, wobei der Zusammenschluss führender Blumenfachgeschäfte zur weltweit tätigen Fleurop-Interflora (1927) die Blumenspenden-Vermittlung erleichterte- Der"Fleurop"-Gedanke  war übrigens eine Erfindung des Berliners Max Hübner und erlebte durch den Muttertag seinen entscheidenden Durchbruch.

Beim Vatertag gibt es dagegen von Anfang an einen christlichen Hintergrund: Es ist der Gang der elf Jünger  ( Matthäus 28, 16: "Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte..") Manche nehmen auch an, er sei die Erinnerung an die vom Papst Leo III. (795 – 816) am Montag, Dienstag und Mittwoch vor Christi Himmelfahrt eingerichteten Bittprozessionen. Oder die Vatertagsausflüge seien Nachfolger der "Grenzgänge" oder "Schnadegänge" des Mittelalters, bei der zu Fuß die Grenzsteine kontrolliert wurden. Zugegeben: schon im Mittelalter dürfte der Alkohol mit der Zeit das Weihwasser verdrängt haben...

Und trotzdem! Sind wir Männer
auch manchmal eine Last
Was wärst Du ohne Männer?
Sei froh das Du uns hast !!!

Wie könnte es anders sein: Der  moderne "Vatertag" als Feiertag ist ebenso wie der "Muttertag" eine US-amerikanische Erfindung: 1910 startete die Amerikanerin Louisa Dodd eine Bewegung für den Vatertag als Feiertag. Richtig: Eine Frau! Eine Frau hat also den Vatertag erfunden!  1924 gab der amerikanische Präsident Coolidge die Empfehlung, auch einen Vatertag zu feiern, und 1974 wurde durch Präsident Richard Nixon der zweite Sonntag im Juni zum offiziellen Vatertagsfeiertag. An diesem Tag wird er auch z.B. in Österreich gefeiert, wo er sogar -man höre und staune- einen kirchlichen Feiertagsstatus besitzt!

In Deutschland fällt der Vatertag jedoch jeweils mit dem Himmelfahrtstag zusammen. Nur in Deutschland hat er unverständlicher Weise  bisher als Ehrentag für verantwortungs bewußte, treusorgende Väter nicht den ihm eigentlich gebührenden Stellenwert gefunden. Frühstück an's Bett gebracht bekommen? Gedichtlein anhören dürfen? Ausgeführt werden? Nix davon. Und nicht einmal dem Kommerz ist es gelungen, bislang aus dem Festtag in Deutschland besonderes Kapital zu schlagen.  Vielleicht ist es dieser Frust, weshalb  Männer, ob Väter oder nicht,  (anfangs) mehr und (später) weniger nüchtern durch Wald und Flur ziehen.

«Mama´s Baby, Papa´s maybe»

Es gibt aber noch einen Grund zum kollektiven Besäufnis: Jeder zehnte Vater (!!!), der den Vatertag feiert, müsste eigentlich zu Hause bleiben: Er ist gar nicht der leibliche Vater seines Kindes - er weiß es bloß nicht. Grund zum Feiern hätte wohl eher der Postbote, der Fitnesstrainer oder der charmante Arbeitskollege der Ehefrau. Das sagt die Statistik, wie Thomas Krahn vom Potsdamer Unternehmen Biotix, der Vaterschaftsteste durchführt, jüngst im Internet verbreitete. In Westönnen gibt es übrigens rund 600 Kinder zwischen 0 und 15 Jahren
In Afrika zirkuliert sogar ein kleiner Reim darüber: «Mama´s Baby, Papa´s maybe»... 

Na denn, Prost!                   

wünscht Franz Wegener