Die große Feuersbrunst
in Westönnen

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Von dem großen Brand, der Westönnen 1829 heimsuchte, berichtet Westhues in seinem Heimatbuch recht ausführlich und mit genauen Angaben.
Er schreibt: "Der 20. Mai des Jahres 1829 war für das Dorf Westönnen ein schwarzer Tag, denn an diesem Tage brannten 6 Höfe bis auf den Grund nieder. "In mündlichen Überlieferungen hörte man auch von 20 oder 24 Gebäuden. Ob da alle kleineren Nebengebäude mitgezählt wurden? Eine alte Schilderung des Brandes sagt: "Am Morgen des unglücklichen Tages hatte man in Wiggers Schmiede (heute Schulte, Breite Straße 27) auf dem Bruch ein Wagenrad mit einem eisernen, glühenden Reifen überzogen und vernietet, und dann das Rad zur Abkühlung nach draußen gerollt. Hier war es einem Haufen, vor der Schmiede liegenden Strohes, zu nahe gekommen und hatte dieses entzündet. Durch den brennenden Strohhaufen war auch die Wiggersche Besitzung in Brand geraten, und da ein starker Nordostwind herrschte, und es längere Zeit sehr trocken gewesen war, sprang das Feuer auf den benachbarten Stevenschen Hof (jetzt Sasse, Breite Straße 33) über und setzte die auf diesem Hof befindlichen Gebäude in Flammen, die sämtlich abbrannten. Über dem Deelentor dieses wieder aufgebauten Hauses (erneut abgebrannt 1963) war noch die Inschrift zu lesen: "Eine Feuersbrunst hat mich in Asche gemacht, durch Gottes Hülfe und Menschen Arbeit wieder aufgebracht."

Hof Sasse von Westen nach einem Dia aus den 50er Jahren

Von hier teilte sich das Feuer der anliegenden Wegemannschen Besitzung mit (Romberg, heute Heimann, Breite Straße 35) die ebenfalls abbrannte. Inzwischen war der Wind mehr nach Osten umgeschlagen, wodurch es kam, dass Ruhfauts Hof (später Heinrich Vogelsang Im Winkel 2) verschont blieb, dagegen Brandts Hof (Bachstraße 14) in Flammen geriet. Auch dieser Hof brannte vollständig ab.
Über dem Deelentor des sofort nach dem Brande neu errichteten jetzigen Brandtschen Hauses stand noch die Inschrift: "Im Jahre 1829, den 20. Mai nachmittags, wurde unser Dorf von einer Feuersbrunst heimgesucht, bei der meine Vorfahren und viele andere zu Grunde gerichtet wurden. Am 6. Juli desselben Jahres wurde ich durch Gottes Hilfe und der Menschen Hände erbaut von den Eheleuten Theodor Brandt und Katharina Guthof."
Dann sprang das Feuer auf Tillmanns Hof über (später Franz Hufelschulte im Winkel, heute abgebrochen und mit Wohnhäusern bebaut) und legte auch dieses in Asche.
Nun hatte man gehofft, dem Feuer werde jetzt Einhalt geschehen, da das von Mengedesche Haus (das steinerne Haus), das ganz aus Steinen gebaut und mit Schiefer bedeckt war, nicht so leicht in Brand geraten könnte. Aber auf einmal stand auch das südwestlich dahinter liegende Wohnhaus Hufelschulte in Flammen und mit ihm der in seiner Nähe liegende Büschersche Hof (vormals Schlebusch)."

"Nach einer Erzählung der Frau Büscher soll es dadurch gekommen sein, dass eine brennende Speckseite von Tillmanns Hof (Franz Hufelschulte, Im Winkel) durch die Luft geflogen und auf das Dach des Büscherschen Hauses gefallen sei." Auf einem Balken des neu errichteten Hauses war zu lesen:
"Am 20.Mai 1829 suchte Gott uns heim durch Flammen, und unser Haus stürzte rettungslos zusammen." Eine andere Inschrift hieß: "Am 25. Juli desselben Jahres erstand uns dieses Haus durch eigenen Fleiß, durch Menschen Hilfe, am meisten doch durch Gotteshilfe. Bernhard Büscher und Theresia Westerhoff, Eheleute."
Dieses Haus wurde im Jahre 1912 von der Kirchengemeinde erworben und diente als Schwesternhaus und Kindergarten. Es wurde im Januar 1964 abgebrochen.
1963 hatte man ein neues Schwesternhaus mit Kindergarten errichtet.


Das alte Schwesternhaus aus dem Heimatbuch

Zu den Namen Schlebusch und Büscher: Man darf wohl annehmen, dass der Name Schlebusch sich von Schlehenbusch ableitet.
Der Meinung ist auch Preising in seinem Buche:
"Westönnen - Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe" (ab Seite 188).
In den Kirchenbüchern finden sich auch folgende Schreibweisen: Schleebusch, Schleebuß, Slepes, Schlebus, Schlep, Schleeb und schließlich Schleep.
Preising nennt den Namen Schleebusch zuerst für das Jahr 1536 und der Name Schleep wird 1663 zum ersten Male genannt.
Der Name Büscher erscheint erst am 13.Mai 1826, drei Jahre vor dem großen Brand. Damals heiratete Bernhard Büscher aus Wiehagen die Witwe des Henrich Schleep.


Haus Büscher, ein Blick von Südosten, nach einer Radierung (27X21cm)
des Werler Künstlers Hans Sponnier von 1915
Ab 1912 diente es als Schwesternhaus und Kindergarten.

Unsere Vorfahren müssen wohl einen gewaltigen Schrecken bekommen haben. Sie gelobten, in jedem Jahre am Tage Christi Himmelfahrt eine Bittprozession zu halten, um solches Unheil von dem Dorfe fernzuhalten. Das Gelöbnis gilt bis heute. Wir lernten als Kinder, die Prozession am Fronleichnamstage kann bei schlechtem Wetter schon mal um die Kirche herum gehalten werden, oder man kann dem Tage entsprechende Gebete in der Kirche verrichten. Das galt nicht für die gelobte Prozession. Wenn das Wetter gar zu schlecht war, wurde die Prozession auf den folgenden Sonntag verschoben. Es ist auch vorgekommen, dass bei einem Wolkenbruch der Weg abgekürzt wurde.
Wenigstens in den letzten zehn Jahren war das Wetter am Tage Christi Himmelfahrt immer recht gut.
Wie man es in Zukunft halten wird, zumal nach dem Pfarrverbund von St. Walburga und St. Cäcilia, bleibt abzuwarten.

Friedrich Schleep