Für uns Kinder hatte die Burg
etwas Unheimliches an sich. Die mächtigen Bruchsteinmauern, die dunklen
Kellergewölbe.
Und dann sollte es da noch einen unterirdischen Gang geben. In der Schule
und auch von den Eltern konnte man das hören. Der Gang sollte sogar
bis zum Schloss in Lohe führen. Wir Kinder nahmen diese Erzählungen
gerne auf.
Sie passten zu den Spukgeschichten, die damals noch erzählt wurden.
Es gab fast keinen Platz im Dorf, von dem es nicht etwas Unheimliches
zu erzählen gab.
Von Lohe aus sollte dann ein Gang bis zum Werler Schloss führen,
und von da wiederum gab es angeblich einen Gang, der irgendwo auf der
Haarhöhe an das Tageslicht führte.
Wer ein Schloss hatte, wollte auch ein Gespenst dazu haben oder wenigstens
einen geheimnisvollen Gang.
Die Reste des Werler Schlosses
habe ich zum ersten Male gesehen, als ich mit 11 Jahren in Werl die Schule
besuchte.
Eine Schwester der Ursulinen führte uns. Sie zeigte uns die gewaltigen
Gewölbe, die zu dem Roßmühlenturm gehören und führte
uns dann in ein anders Gebäude und zeigte im Keller eine Stelle,
wo der Gang angeblich begann, aber aus Gründen der Sicherheit zugemauert
war.
Ältere Lehrer in Werl sprachen davon, dass man bei Bauarbeiten am
"Hellweg" auf den Gang gestoßen sei.
Wer kann die Wahrheit erkennen?
Westhues sagt in seinem Heimatbuch nur kurz:
"Vor einigen Jahren stieß man beim Umgraben des Gartengrundstückes
hinter dem "Hohen Haus" auf einen unterirdischen Gang".
Martin Hufelschulte konnte die Stelle der Mauer fotografieren, wo der
Gang seinen Anfang genommen haben soll. Natürlich ist auch diese
Stelle zugemauert.
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