Vom Börnweg zur Straße "Am Börn"
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Es hat sicher zu allen Zeiten eine Verbindung vom Dorf zum Börn gegeben, aber wie sie beschaffen war, ist wohl unbekannt. Das älteste Bild von 1954 zeigt den Börnweg von seiner besten Seite. Er ist bis in den letzten Winkel gepflegt, und die blühenden Obstbäume sind ein einmaliger Schmuck.


Frühling 1954

Die Pflege ergab sich von selbst. Die Rasenflächen neben der Straße waren verpachtet, und die Pächter waren bestrebt, einen möglichst großen Nutzen aus den Flächen zu erzielen. Man düngte den Rasen, hielt die Flächen sauber, und der letzte Quadratmeter, auch an den steilen Böschungen des Notgrabens, wurde regelmäßig gemäht, um Gras und Heu für die eigenen Ziegen zu erhalten.

Ähnlich war es mit den Obstbäumen (Schöner aus Boskoop) . Die Bäume standen da nicht als Ziergehölze; sie sollten Obst tragen. Die Arbeiter der Gemeinde beschnitten und pflegten die Bäume; auch gegen Ungeziefer wurde aktiv vorgegangen. Im frühen Herbst wurde dann das Obst auf den Bäumen versteigert. Das brachte den Westönnern preiswertes Obst und der Gemeindekasse eine Einnahme.

Die Versteigerung begann regelmäßig am Westdahler Weg, führte durch die Feldwege, die mit Obstbäumen bestanden waren und endete am Börn. Die Versteigerung des Obstes war eine Aufgabe des Flurschützen Fritze. Er schnitt mit seinem Taschenmesser ein Stückchen Rinde am Baume glatt und gab den Bäumen eine Nummer, die er auch in einem Buch notierte. Dann wurde geboten. Und wie bei jeder Versteigerung gehörte die Ware dem, der am meisten Geld bot. Im Kriege und in den Notzeiten danach gab es erbitterte Einsätze, um zu dem begehrten Obst zu kommen. War nur wenig Obst auf den Bäumen, so wurden zwei oder auch mehrere Bäume unter einer Nummer zusammengefasst. In einem Jahre trugen die Boskoopbäume am Börnweg so schlecht, dass Herr Fritze alle Bäume unter einer Nummer zusammenfasste. Mein Vater bot 50 Pfennig, und da niemand mehr bot, gehörte die ganze Ernte ihm. Tagelang durften wir die Äpfel in den Bäumen suchen.

Es gab noch zwei andere Obstversteigerungen. Einmal verkaufte der Kreis Soest sein Obst an den Straßen nach Mawicke, nach Bergstraße und am Heideweg nach Heideröschen.
An der Bundesstraße standen auf beiden Seiten Bäume mit Sternrenetten, die von der Provinz verkauft wurden. Das Pflücken war nicht nur eine schwere, sondern wegen der Größe der Bäume und wegen des Autoverkehrs auch eine gefährliche Arbeit.

Die nächsten Bilder zeigen den Börnweg schon asphaltiert und zwar im Winter in den Jahren 1957 und 1958. Es geht in Deutschland aufwärts; die Wiesenränder sind nicht mehr so wichtig.

1957, der Börnweg asphaltiert

1958, der asphaltierte Weg, vom Schnee geräumt

von links: Westerhoff, Ohnhaus, Graé, Schriek
Dieses Bild zeigt den Börnweg von Norden nach Süden im Jahre 1964 oder 1965. Die Bebauung am Börn hatte begonnen. Man erkennt von links die Häuser Westerhoff, Ohnhaus und Graé. Man sieht aber auch, dass die Bäume älter geworden sind und der Rasen nicht mehr regelmäßig gemäht wurde.

Einige Bäume waren schon früher trocken geworden. Deshalb ließen Rektor Heinrich
Pielsticker und sein Kollege Johannes Müller die entstandenen Lücken im Frühjahr 1952 am
Tag des Baumes durch die Anpflanzung von zehn neuen Bäumen schließen.

Die letzten Bilder zeigen die heutige Straße "Am Börn" im Winter 2001/2002.

Die Straße "Am Börn" von Norden nach Süden - im Winter 2001/2002
Friedrich Schleep