Westönnen liegt mit seinem fruchtbaren Lössboden inmitten der Soester Börde. Diese landwirtschaftlich intensiv genutzte Landschaft erstreckt sich entlang des Haarstrangs von Unna im Westen über Soest bis nach Geseke im Osten. Die Güte des hiesigen Ackerbodens wird der Saale-Eiszeit verdankt, welche einen gigantischen Eisschild, ausgehend von der Norddeutschen Tiefebene, bis an den Rand des Sauerlands schob. An dieser Grenze entlang erhebt sich nun der Haarstrang, eine der schärfsten Landschaftsgrenzen Europas. An dieser natürlichen Höhenlinie lagerten sich über Jahrtausende durch Bodenerosion gelöste Schluffteilchen, dem fruchtbarsten aller Bodenkompartimente, an. Die zusätzlich mit dem Schluff angewehten Tonteilchen sind dagegen leichter und konnten aufgrund dessen in höhere Lagen gelangen.
Dies ist der Grund dafür, dass der Boden zur Haar hoch klutiger, „schwerer“ wird und nicht mehr eine derart mächtige Ausprägung besitzt wie in der Senke um Westönnen. In Teilen der Soester Börde ist die Lössauflage über zehn Meter dick. Deutschlandweit kann einzig die Magdeburger Börde eine mächtigere Lössauflage nachweisen. Die Erosionsflächen, aus denen sich die Soester Börde über Jahrtausende nachhaltig genährt hat und immer noch nährt, liegen entgegengesetzt der Hauptwindrichtung wie das Münsterland gen Nord-West.
Landwirtschaft heute und früher
Neben besten Voraussetzungen in der Zusammensetzung des Bodens und dessen Tiefgründigkeit, gibt es weitere positive Standortbedingungen, welche den Ackerbau in und um Westönnen begünstigen. Beispielsweise werden die hiesigen Ackerflächen unter anderem durch den Niederschlag Haaraufwärts mit Wasser gespeist. Der auf Flächen südlich von Westönnen abgeregnete Niederschlag versickert und fließt unterirdisch hangabwärts ins Tal und mündet beispielhaft im Opferteich im Kettelerpark. Hierbei nimmt das Wasser Calcium aus dem Kalkhaltigen Grundgestein der Haar auf und trägt ihn hier mit dem winterlichen Anstieg des Grundwasserspiegels wieder in die ackerbaulich genutzte Bodenkrume ein.
Aufgrund etwaiger Gegebenheiten ist die Soester Börde seither als einer der ackerbaulich ertragsreichsten Gegenden Deutschlands bekannt.
Es ist somit nicht verwunderlich, dass dem Gemüsebau neben herkömmlichen Ackerkulturen wie Getreide, Mais, Raps oder Zuckerrüben und Kartoffeln eine große Anbaufläche zugutekommt. In weiten Teilen werden die unterschiedlichsten Gemüsesorten direkt an den Kunden an der alten Bundesstraße 1 oder über die Genossenschaft in Soest vermarktet. Zu früheren Zeiten konnte Westönnen, auch unter dem Namen „Sauerkrautdorf Westfalens“ bekannt, eine Vielzahl von Sauerkrautfabriken aufweisen. Der einzig verbliebene Sauerkrautproduzent ist die Familie Hufelschulte.
Der Strukturwandel in unserer Gesellschaft macht auch vor der Landwirtschaft keinen Halt. Aufgrund der herausragenden Bodenqualität wurden im Laufe der Zeit die tierhaltenden Höfe durch reine Ackerbaubetriebe verdrängt. Seit dem Jahr 2022 gibt es im Ortskern Westönnen keine landwirtschaftlich genutzten Tiere mehr. In früheren Zeiten waren die Höfe landwirtschaftliche Gemischtbetriebe, die alle Tierarten in geringen Stückzahlen zur Selbstnutzung und zur Vermarktung von dessen Produkten besaßen. Sie produzierten mit wenig Technik und benötigten dahingehend viele Arbeitskräfte. Heute ist gerade der Vollerwerbsbetrieb hochtechnisiert, spezialisiert und ein wirtschaftender, landwirtschaftlicher Unternehmer. Sie werden sowohl mit Familienmitgliedern als auch mit Angestellten bewirtschaftet. Waren es 1960 noch circa 40 Betriebe in Voll-/ und Nebenerwerb, sind es heutzutage wenige Betriebe, die im Vollerwerb bewirtschaftet werden.
Die Landwirtschaft in Deutschland ist ein Wirtschaftsbereich der alle angeht. Über 80 % unserer Landesfläche werden land-/ oder forstwirtschaftlich genutzt. Das Kirchspiel Westönnen umfasst circa 890 ha (1 ha = 10.000 m2), ca. 650 ha davon gehören nicht zum Ortskern und werden somit vorwiegend landwirtschaftlich bewirtschaftet. Die Landwirtschaft gestaltet somit einschlägig die Westönner Landschaft und prägt mit seinen Höfen und Grünsandsteingebäuden das Dorf.
Zu den vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft gehören:
- Erzeugung hochwertigster Nahrungsmittel, die den Erwartungen der Verbraucher hinsichtlich Qualität und Sicherheit als auch Tier- und Umweltschutz entsprechen
- Erhaltung abwechslungsreicher Landschaften von hohem ökologischem Wert
- Sicherung breiter wirtschaftlicher Aktivitäten und zukunftsträchtiger Arbeitsplätze in ländlichen Räumen.
- die Produktion nachwachsender Rohstoffe, die als klimaschonende Energiequellen und umweltfreundliche Grundstoffe für den industriellen Bereich Verwendung finden.
Tobias Baumann im November 2023