Fronleichnam ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche. Es wird immer am Donnerstag nach der Oktav des Pfingstfestes gefeiert. Mit einem Gottesdienst und anschließender Prozession/Gottestracht begeht auch die St. Cäcilia-Gemeinde Westönnen dieses Fest.
In diesem Beitrag möchten wir über frühere Fronleichnamsfeste in Westönnen berichten.
Fronleichnam – 11. Juni 1925
Ausführlicher Pressebericht vom 12. Juni 1925 im Freimütigen an der Haar: (siehe Foto 1, Foto A. Risse)
Westönnen, 12. Juni. Fronleichnamsfeier
Am Fronleichnamstage hatte die Gemeinde ein Festgewand angelegt. Unsere Häuser waren beflaggt, die Straßen bekränzt, Blumen auf den Weg gestreut und schmucke Hausaltärchen aufgestellt. Es galt, das Freudenfest der Fronleichnamsprozession würdig zu begehen. Die Prozession nahm einen glänzenden und erhabenden Verlauf. Nach dem feierlichen Festhochamt bewegte sie sich in geordnetem, andächtigen Aufzuge durch unsere vom herrlichsten Frühlingsgrün umsäumten Dorfstraßen. Sämtliche Vereine folgten geschlossen hinter ihren Fahnen. Unsere alten deutschen, inhaltsreichen Sakramentslieder wurden abwechselnd von den Teilnehmern gesungen und der Musikkapelle der Feuerwehr gespielt. An den einzelnen Stationen wurden von der Gesangsabteilung des hiesigen Jungmännervereins und dem Mawicker Männergesangverein unter der Leitung des Herrn Hauptlehrers Horsch mehrstimmige Sakramentslieder vorgetragen, was zur Hebung der Eucharistischen Feier besonders beitrug. Unter dem Geläute der Glocken kehrte die Prozession gegen 11 ½ Uhr zur Kirche zurück, wo nach ambrosianischem Lobgesang und sakramentalem Segen das begangene öffentliche Glaubensbekenntnis beendet war. Abends 8 Uhr versammelte sich nochmals die ganze Gemeinde zur Sakramentsandacht, in der durch die Kerzenprozession unserer Kinder noch einmal die Freude des großen Festes beredt zum Ausdruck kam.
Fronleichnam – 08. Juni 1939
Aus dieser schwierigen Zeit, kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges, hat uns Pfarrer Alfred Meyer in der Pfarrchronik einen interessanten Eintrag hinterlassen. Der Fronleichnamstag war nicht, wie heute, ein offizieller Feiertag. Es gab lediglich, wie nachstehender Verfügung aussagt, eine freie Schulstunde.
Durch Verfügung vom 31.5.1939 hatte der Regierungspräsident die folgende Anordnung des Oberpräsidenten bekanntgegeben: Am Fronleichnamstage dieses Jahres findet planmäßiger Schulunterricht statt. Um den katholischen Lehrern und Schülern die Möglichkeit zu geben, den Gottesdienst zu besuchen, fällt für sie der Unterricht in der ersten Stunde aus. An Schulen, die auch von nichtkatholischen Lehrern und Schülern besucht werden, fällt der Unterricht in der ersten Stunde auch für diese aus, wenn nach Ermessen des Schulleiters ein fruchtbringender Unterricht für sie nicht möglich ist. Auf die genaueste Befolgung dieser Anordnung weise ich ausdrücklich hin.
Wie Pfarrer Meyer und seine Gemeinde diese Anordnung gemeistert hat beschreibt er in der Pfarrchronik 1939 auf Seite 41 und 42: (siehe Foto 2 und 3)
Fronleichnam Prozession 5 Uhr !
fand Schulunterricht statt von 8 Uhr an,
also nur die 1. Schulstunde (7-8 Uhr)
durfte ausfallen. Somit ergab sich
die große Schwierigkeit, der Prozession
am Vormittag.
Das anfangs scheinbare Wagnis, ganz
früh die Prozession zu halten, gelang
ganz großartig. Schon um 5 Uhr früh
ging es los! Beteiligung mindestens
so stark wie sonst (Männer!), der
Schmuck der Straßen, Altäre, großer Ehren-
pforten prächtiger als sonst. Um
6.10 Uhr konnte bereits das Sakr.- Hochamt
beginnen – an den 4 Stationen war nur
der 4=fache Segen (ohne Gebete) erteilt –
das mit Predigt und Segen um
7.05 beendete. Die Schulkinder hatten
Zeit, daheim ihren Morgenkaffee zu
trinken. (Um 11 Uhr gab es hitzefrei).
Die Freude der Gemeinde über die wohlge-
lungene Prozession war ganz groß.
Weitere Bilder von der Fronleichnamsprozession in der Oststraße 1955 und 1958 (siehe Fotos 4 u.5 von Friedrich Schleep)